Betrug beim Deutschlandticket gilt als großes Problem. Nachdem CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag den Fortbestand der Pauschalpreisfahrkarte bis mindestens 2029 vereinbart haben, fordern ÖPNV-Branchenorganisationen nun "weitere IT-Maßnahmen zur Sicherung der Einnahmen und zum Schutz der Fahrgäste". Es gelte, alle Beteiligten "noch besser vor Ticketbetrug zu schützen", betonten der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der Bundesverband Schienennahverkehr (BSN) und der Bahn-Wettbewerberverband Mofair am Mittwoch gemeinsam. Anzeige Eine Arbeitsgruppe der Branchengrößen hat nach deren Angaben "weitere gemeinsame Vorgaben" gemacht. "Bis zum 30. Juni sollen wesentliche technische Schritte umgesetzt sein", appellieren die drei Verbände an andere wichtige Akteure wie die Bahngewerkschaften, die bei der Einführung entsprechender Standards ein Wörtchen mitzureden haben. Geht es nach VDV, BSN und Mofair, sollen nach der anvisierten Übereinkunft spätestens ab dem 1. Oktober nur noch Deutschlandtickets gültig sein, die die neuen Sicherheitsstandards erfüllen. Lesen Sie auch Deutschlandticket: Fahrkartenshop fliegt auf, Kunden werden zu Schwarzfahrern Die Präsidenten der drei Verbände erhöhen mit ihrem Appell zugleich den Druck auf die ganze Branche, nachdem voriges Jahr ein ähnliches Vorhaben noch knapp scheiterte. Sie unterstreichen: "Nur so können wir die Einnahmen der Branche sichern und die zahlenden Kunden schützen. Betrugsfälle wie Ticketkopien, Fälschungen oder nicht gemeldete Verkäufe müssen wir systematisch unterbinden." Dafür sei es nötig, "die digitalen Ticketkontrollen technisch sicherer und effizienter" zu gestalten. Keine Details Details zu vorgesehenen Sicherheitsvorkehrungen wollen die drei Organisationen nicht veröffentlichen, "um damit etwaigen Betrügern keine Hinweise zu geben". Die Maßnahmen beträfen "den Vertrieb ebenso wie die Kontrolle, die IT-Sicherheit und organisatorische Prozesse". Der dafür festgelegte Zeitraum sei ambitioniert, da auch die zur Umsetzung erforderlichen technischen Dienstleister nur begrenzte Kapazitäten hätten. Die Verbände halten ihren Ansatz aber für "alternativlos". Trotz mehrerer Preissteigerungen auf mittlerweile 58 Euro pro Monat ist die Zahl der verkauften Flatrate-Tickets seit der Einführung im Mai 2023 von 9 Millionen auf knapp 14 Millionen Anfang 2025 hochgegangen. Verkehrsverbünde beklagen aber, dass auch rund eine Million gefälschte oder nicht bezahlte Deutschlandtickets im Umlauf seien. Es gebe einen systematischen, digitalisierten Missbrauch. Täter sollen die Fahrkarten per SEPA-Lastschriftmandat gekauft und dann nicht bezahlt haben. Etwa beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) müssen Kunden daher seit Sommer beim Einbuchen einer neuen Lastschrift ihre Kontodaten über die von Visa bereitgestellte Open-Banking-Plattform Tink bestätigen. Dafür ist ein Onlinebanking-Konto erforderlich. Anzeige Die Deutsche Bahn (DB) verlangt schon seit Ende 2023 von ihren Kunden eine Kontoverifizierung über Tink oder Verimi, wenn sie ein Abo abschließen. Das Verfahren schreckt aber auch Interessenten ab. Lösungsanbieter wittern ein Geschäft und bieten spezielle Systeme zur Betrugserkennung an. So soll etwa ein cloudbasierter Dienst mit Verhaltensanalyse, Risikobewertung anhand von Mustern, anpassbaren Prüfalgorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) über 95 Prozent der Betrugsfälle aufdecken und gleichzeitig die Zahlungsprozesse optimieren können. (vbr)