Deutsches Rüstungsunternehmen pleite: Insolvenz trotz Boom in Branche
Produkte von Urban Industries werden in Panzern, U-Booten, Schutzwesten, Booten und Flugzeugen verbaut. Jetzt ist die Firma pleite Hagen (NRW) – Eigentlich war der Weg geebnet: Milliarden für die Bundeswehr, steigender Bedarf an Rüstungsgütern – und mittendrin ein aufstrebender Unternehmer, der früh aufs richtige Pferd setzte. Doch die Rechnung ging nicht auf. Erst vor vier Jahren hatte er Urban Industries von seinem Vater und seinem Onkel übernommen, schlug einen massiven Wachstumskurs ein. Jetzt musste Firmenchef Felix Urban (38) Insolvenz beim Amtsgericht Hagen anmelden. Unternehmen besteht seit mehr als 40 Jahren Das Familienunternehmen wurde 1981 als Schlosserei gegründet und stieg 2004 in die Rüstungsbranche ein. Zuletzt verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl, flossen Millionen in neue Maschinen und die Modernisierung des Hauptstandortes in Nordrhein-Westfalen sowie in eine komplett neue Fertigung in den Niederlanden. Die Mitarbeiter von Urban Industries bangen nach der Insolvenz um ihre Jobs Zulieferer für Rüstungsindustrie pleite Trotzdem überrascht die Pleite, über die die „Westfalenpost“ zuerst berichtete. Denn Urbans Unternehmen bearbeitet Panzerstahlbleche und ist Zulieferer für die Rüstungsindustrie – ein Bereich der Wirtschaft, der seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine als krisensicher gilt. Branchenprimus Rheinmetall verkündete erst vor wenigen Wochen ein Rekordergebnis . Die 80 Mitarbeiter des Unternehmens bearbeiten hochfesten Stahl, der dann unter anderem in Waffentürmen, Sprengschutzbodenplatten oder Fahrzeugchassis für das Militär verbaut werden. Insolvent durch schnelles Wachstum und zu wenig Aufträge Doch die erhofften Aufträge aus dem 100-Milliarden-Sonderprogramm für die Bundeswehr blieben bislang aus. „Die Bürokratie arbeitet wirklich sehr langsam. Alle schreien nach Kapazitäten, ich habe sie jetzt. Aber der Auftragseingang verzögert sich“, so Urban in der „Westfalenpost“. Das Unternehmen ist auf die Bearbeitung von hochfestem Stahl spezialisiert Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Mike Westkamp. Auf BILD-Nachfrage beschreibt er die Situation: Der Wachstumskurs sei seiner Zeit voraus gewesen, so Westkamp. Zuletzt habe auch ein Großkunde eine Rechnung nicht bezahlt. Der Stahl aus den Urban-Pressen schützte Soldaten in Panzern Wie es jetzt für Mitarbeiter und Konzern weiter geht Westkamp zeigt sich mit Blick auf die Investorensuche optimistisch. Interessenten gebe es bereits. „Aus unserer Sicht bestehen sehr gute Sanierungsaussichten im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Lage in der Rüstungsindustrie.“ Der Geschäftsbetrieb laufe aktuell in vollem Umfang weiter, die deutschen Mitarbeiter erhielten von April bis Juni Insolvenzgeld. Auch Noch-Geschäftsführer Felix Urban bleibt optimistisch und will an der Spitze des Unternehmens bleiben: „Wir müssen jetzt durchhalten, damit wir anschließend wieder voll durchstarten können.“