Wie All-inclusive-Hotels ihre Gäste beeinflussen

Wie All-inclusive-Hotels ihre Gäste beeinflussen – nicht für alle Urlauber lohnt es sih Von: Pia Seitler Drucken Teilen Zum Frühstück Prosecco und „Käse bis zum Horizont“: Ein Hotelexperte verrät, wie sich all-inclusive für Hotels rechnet und für welche Urlauber es sich lohnt. Was haben Eltern mit Kindern und Menschen, die im Urlaub gerne viel Alkohol trinken, gemeinsam? Für beide lohnt sich am ehesten ein Urlaub im All-inclusive-Hotel, sagt der Hotel- und Gastroexperte Michael Bauer. „Die Rechnung geht für den Gast nur auf, wenn man gerne Alkohol konsumiert. Sonst wird es schwierig, den Preis zu rechtfertigen“, erklärt er BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Eltern gehören zur Zielgruppe, weil Kinder ständig etwas essen und trinken wollen würden. „Mit einem All-inclusive-Paket nervt das nicht mehr.“ Drei Cappuccinos zum Frühstück, um 10 Uhr den ersten Prosecco, Kinder, die abwechselnd Fanta, Eis oder Pommes fordern – für die entsprechenden Zielgruppen rechnet sich das All-inclusive-Paket also. Doch mit welchen Strategien beeinflussen Hotels ihre Gäste, um am Ende trotzdem Gewinn zu machen? Am Bufett arbeiten All-inclusive-Hotels oft mit „Füllern“. (Symbolbild) © IMAGO/Zoonar Tricks, wie All-inclusive-Hotels ihre Gäste im Urlaub beeinflussen Hotels kalkulieren genau, was ihre Gäste konsumieren. „Bei Getränken rechnet der Hotelier zum Beispiel mit Pauschalen: Mehr als vier Cappuccinos trinkt niemand“, sagt Bauer. 4,70 Euro Wareneinsatz pro Person würde in etwa für Kaffee und Frühstück reichen. Beim Speisenangebot am Bufett würden die Hotels mit günstigen Sattmachern und Füllern arbeiten: „Hühnerbeine kosten fast nichts, Spaghetti-Salat macht satt und ist billig. Frische Komponenten findet man da oft nicht“, sagt Bauer. Beim Dessert sehe es ähnlich aus: Wassermelonen und Softeis für die Kinder – das sei günstig und fülle das Bufett. Mit einfachen Tricks erwecken All-inclusive-Hotels bei ihren Gästen den Eindruck einer breiten Auswahl. „Ein gutes Beispiel ist der Käse am Bufett. Da wird billiger Käse im Block gekauft, und ein guter Küchenchef schneidet ihn in Scheiben, Dreiecke und Würfel, legt ihn auf silberne Platten und präsentiert ‚Käse bis zum Horizont‘. Der Kunde denkt dann: ‚Was für eine Auswahl!‘ Aber in Wahrheit ist es immer derselbe Käse“, sagt Bauer. Mit kleinen Gläsern am Bufett könne das Hotel seine Gäste bei den eher teuren frischen Säften bremsen. „Sie müssten öfter gehen, und das macht fast niemand.“ Auch bei alkoholischen Getränken hätten die All-inclusive-Hotels ihre Strategien. Inländische Spirituosen, Bier und Wein seien dabei, aber kein Bordeaux-Rotwein aus erster Lage. Stattdessen gebe es günstige Marken, die als Tischwein in vielen Clubs ausgeschenkt werden würden. „Teure Export-Spirituosen schließt der Hotelier aus, um sich abzusichern“, sagt Bauer BuzzFeed News Deutschland. Woran Gäste ein wirklich gutes Hotel erkennen Der Experte verrät, woran Gäste ein wirklich gutes Hotel erkennen: „Am Müsli!“ Gute Hotels hätten meist eine Getreidemühle, würden das Getreide frisch schroten. Manchmal werde es dann über Nacht in Orangensaft eingelegt. Am nächsten Tag kämen Apfel, Nüsse und Beeren dazu. „Das sind die kleinen Details, an denen man erkennt, ob ein Hotel Qualität liefert oder spart“, erklärt Bauer. All-inclusive-Urlauber wissen schon bei der Buchung, was sie am Ende bezahlen und können sich frei auf dem Hotel-Gelände bewegen. Damit dieses Konzept nicht von Touristen aus anderen Hotels ausgenutzt werde, gebe es in All-inclusive-Hotels sehr starke Sicherheitsmaßnahmen, weiß der Hotelexperte Bauer. „Die Anlagen sind vom Zutritt her gut geschützt, mit Security und Bändchen. Externe erkennt man schnell, etwa an anderen Handtüchern“, sagt er. Doch das Bändchensystem habe Schwachstellen. Es gebe nicht viele Hersteller, und Muster könne man sich gegen Geld besorgen. „Wenn jemand wirklich tricksen will, ist das immer möglich.“