"Tatort" mit Batic und Leitmayr: Schachmatt durch die Dame im Spiel

Turm und Bauer, Dame und König zur besten Sendezeit, das Spiel der Könige hat den "Tatort" erreicht: Mit "Zugzwang" setzten die Münchner Kommissare ihren guten Lauf fort - und hatten eine faszinierende Figur im Spiel, die Lust auf ein Wiedersehen macht. 9 - 8 - 10, kein Pin-Code oder eine Safe-Kombination, vielmehr die n-tv.de Punktebilanz der letzten drei Einsätze der Hauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec). "Schau mich an" im April 2024, "Charlie" im vergangenen März, nun "Zugzwang", die Münchner liefern aktuell konsistent hochklassig ab. Im kommenden Jahr wird der 100. Fall ihren Abschied bedeuten - die ohnehin populären Ermittler machen sich mit der Ziellinie in Sicht auf diese Weise gleich noch ein Stück unersetzlicher. Nach dem Feldmanöver im letzten Fall, ging es auch diesmal um eine Art Manöver, der Begriff abgeleitet vom mittellateinischen "manuopera", was so viel wie "Handarbeit" oder "Handhabung" bedeutet. Diese Handarbeit fand am Schachbrett statt, ein zuweilen gefährlicher Ort, das wusste schon Roland Kaiser. "Schachmatt durch die Dame im Spiel, Schachmatt, weil sie mir so gefiel, Schachmatt, denn sie spielte sehr klug, Schachmatt, packte mich Zug um Zug" - die Kernzeilen seines Brettspiel-Hits aus dem Jahre 1979. Die Dame im Spiel, das war in diesem Fall die Französin Natalie Laurent, dargestellt von Roxane Duran, und die stand im Mittelpunkt einer mörderischen Rochade rund um Manipulation, Machtmissbrauch und eine besonders zerstörerische Form der Zuneigung. Schach beim "Tatort", das hatte es in dieser Form bislang nicht gegeben, doch "Schach ist in", wie das Schach-Portal chessbase.com konstatiert, wo der "Tatort" Sujet-bedingt ebenfalls ein Thema ist. Ein ziemlich dickes Schachbrett Zuletzt sorgte Lichtgestalt Magnus Carlsen für Schlagzeilen, der diese Saison für den FC St. Pauli in der deutschen Schach-Bundesliga spielt. Die Fans der Netflix-Serie "Das Damengambit" hoffen seit Jahren - leider vergeblich - auf eine zweite Staffel, Stefan Zweigs Klassiker "Schachnovelle", 1942 erstmals erschienen, gibt es mittlerweile sogar als Oper, im Mai 2013 in Kiel uraufgeführt. Historisch also ein ziemlich dickes Schachbrett, das Autor Robert Löhr hier bohrt, er selbst mit seinem Roman "Der Schachautomat" (2005) ebenfalls "vorbelastet". Umso beeindruckender, wie es ihm und Regisseurin Nina Vukovic gelang, rund um diese 8 x 8 Felder große Spielfläche ein hochspannendes Krimi-Konstrukt zu entwickeln. Charaktere wie der zwielichtige Kamran Hasanov (Husam Chadat) oder US-Champion Teddy Boyle (Maximilian Befort) mochten etwas überzeichnet sein, aber gerade das passte zur szenischen Atmosphäre von "Zugzwang", die Alpenkulisse zudem eine Location, die einen besonders stimmungsvollen Akzent setzte. Und dann war da natürlich noch die großartige Roxane Duran als Köpfe verdrehende Schachmeisterin. Die 32-jährige Pariserin machte 2009 in Michael Hanekes "Das weiße Band" erstmals auf sich aufmerksam, in der Folge sah man sie im Theater als Anne Frank, im Oscar-nominierten "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" und in der Canal+-Produktion "Marie Antoinette". "This is a Herzens Projekt", schreibt sie auf ihrer Instagram-Seite über diesen "Tatort". Nicht nur spielerisch und optisch machte sie nachhaltig Eindruck, die offene Schlusspointe - in ihrem Schachkoffer fehlten mit den beiden Türmen entscheidende Indizien - duftete fast ein wenig nach einer möglichen Fortsetzung. Sollte das irgendwann der Fall sein, wird sich Kriminaloberkommissar Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) an der Seite des Neuen, Carlo Ljubek als Kriminalhauptkommissar Nikola Buvak, damit auseinandersetzen müssen.