Gemeinde Raisting steht vor einem Festjahr

1250 Jahre: Gemeinde steht vor einem Festjahr Von: Dieter Roettig Drucken Teilen Für seine über 20-jährige Fußballförderungsarbeit wurde Norbert Ehardsberger (Mitte) geehrt. Links Bürgermeister Martin Höck, rechts Gemeinderat und dritter Bürgermeister Hermann Huttner. © Roettig Keine Anträge aus der Bevölkerung und nur wenige Fragen zum Abschluss der Bürgerversammlung sind wohl Beleg dafür, dass sich die „Roaschtinger“ wohlfühlen in ihrem Antennen- und Storchendorf sowie mit der Arbeit von Bürgermeister und Gemeinderat zufrieden sind. Historische Schriften belegen es: Seit 1642 treffen sich die Raistinger rund um den Georgitag zu einer Versammlung, die man heute noch „Jörgisgmoa“ (Georgs Gemeinde) nennt. Der Herr Lehrer war früher Protokollführer, weil er sich als Gemeindeschreiber und Hochzeitslader in Personalunion am besten auskannte. Heute sind die Lehrer allenfalls Gäste bei den Bürgerversammlungen, wo bunte Powerpoint-Präsentationen gleichzeitig als Protokoll dienen. Bürgermeister Martin Höck freute sich bei der diesjährigen „Jörgisgmoa“ über den gut gefüllten Saal im Gasthof „Zur Post“ – unter den Besuchern auch Altbürgermeister Max Wagner, sein Amtsvorgänger von 2002 bis 2014. Im Mittelpunkt des Programms standen abgeschlossene und zukünftige Projekte und natürlich die Finanzlage der Gemeinde, die am Veranstaltungstag exakt 2354 Einwohner im Durchschnittsalter von 44,6 Jahren hatte. Höck lobte den ehrenamtlichen Gemeinderat, der in den letzten zwölf Monaten 17-mal tagte, dazu dreimal der Finanz- und zweimal der Rechnungsprüfungsausschuss. Und er begrüßte zwei neue Mitarbeiter in der Gemeindeverwaltung: Elisabeth Zandt im Ordnungsamt und im Bauamt Werner Grünbauer, den früheren Bürgermeister von Pähl. Damit ist wohl klar, dass dieser bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr keinen Comeback-Versuch starten wird, nachdem seine Nachfolger gekniffen haben bzw. nicht wieder antreten werden. „Soziales Wohnen beim Probst“: Wohnungen sind vergeben Als Leuchtturmprojekt bezeichnete Bürgermeister Höck das Bauprojekt „Soziales Wohnen beim Probst“, das im September bezugsfertig sein wird. Mit einem Festzuschuss vom Freistaat in Höhe von knapp zwei Millionen Euro und einem zinsverbilligten Förderdarlehen von 1,2 Millionen wurden 17 Mietwohnungen mit Größen von 35 bis 82 Quadratmeter realisiert. Die Gemeinde selbst steuerte aus ihren Rücklagen 2,65 Millionen Euro sowie das Grundstück im Wert von 1,51 Millionen bei. 33 Bewerbungen sind eingegangen. 14 Wohnungen wurden an Raistinger Bürger vergeben und drei an anerkannte Asylbewerber bzw. Flüchtlinge, was Voraussetzung für staatliche Zuschüsse war. Vor dem Einzug der ersten Mieter wird es noch einen „Tag der offenen Türe“ für die Bevölkerung geben. Raisting ist auch eine Storchenhochburg: Lesen Sie, wie die Brutsaison dieses Jahr angelaufen ist Bezüglich der vom Landratsamt für den Freistaat Bayern geplanten Asyl-Unterkunft für 32 Personen am Standort Grubenäcker konnte Bürgermeister Höck noch keine „Entwarnung“ geben, wie er es formulierte, „obwohl die Dynamik etwas abgenommen hat“. Der Obergrund wurde zwar bereits abgetragen, aber derzeit gehe nichts voran. „Zwergerlnest“: Erweiterung soll bis Herbst abgeschlossen sein Auch die Sanierung der Grundschule Raisting dauere „noch ein wenig“, so Höck. Die Kosten lägen laut Vorkonzept bei 4,1 Millionen Euro brutto. Vom Bund erwarte man eine Förderung von rund 277 000 Euro und vom Freistaat Bayern bis zu 50 Prozent. Mit der Erweiterung der Kindertagesstätte „Zwergerlnest“ werde man bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres fertig. Die Kosten hätten sich wegen des Brandschutzes und der speziellen Anforderungen für die Kinderbetreuung auf rund 280 000 Euro hochgeschaukelt. Ein fester Förderbescheid in Höhe von 130 000 Euro liege aber bereits vor. Für die inklusionsgerechte Neugestaltung des Spielplatzes am Kirchenweg macht sich der „Kinderförderverein Raisting“ stark. Die Kosten von rund 131 000 Euro werden getragen vom LEADER-EU-Programm, der Gemeinde und dem Förderverein. Bald bezugsfertig werde „die neue Heimat“ des Trommlerzugs Raisting-Sölb im Alten Pfarrhof, so der Bürgermeister. Zu den enormen Eigenleistungen des Vereins habe die Gemeinde eine Kostenübernahme von 47 000 Euro zugesagt. In Sachen „Verkehr und Infrastruktur“ wurden im Berichtszeitraum die Straße „Am Sportplatz“ sowie die „Kleine Bahnunterführung“ saniert. Heuer noch wird die Straße „Gruberberg“ hergerichtet und der Kirchenweg zwischen Grundschule und Kindergarten St. Raphael erfährt eine „Schönheitskur“. Für den Unterhalt der Wirtschaftswege erhält die Jagdgenossenschaft einen Zuschuss von 15 000 Euro. Baubeginn für die Neugestaltung der Floßmannstraße und des Dorfbrunnenplatzes wird voraussichtlich 2026 sein. Für die Gesamtkosten von 715 000 Euro gibt es Förderzusagen von 360 000 Euro vom Freistaat und vom EU-ELER-Programm. Wobei noch geklärt wird, ob in diesem Zusammenhang die 100 Jahre alte Trinkwasserleitung und der Oberflächenwasserkanal erneuert werden. Am Festprogramm wird gearbeitet Auf das nächste Jahr können sich alle Raistinger freuen: Die Gemeinde feiert ihren 1250. Geburtstag, wobei ein Arbeitskreis gerade das Programm austüftelt. Fest stehen bereits eine Jugend- und Musikveranstaltung am 12. Juni, ein Festakt mit geladenen Gästen am 13. Juni sowie ein gemeinsames Feiern beim Herz-Jesu-Fest am 14. Juni zwischen Rathaus und Pfarrheim. Alle Vereine sind eingeladen, eigene Veranstaltungen durchzuführen und unter das Jubiläumsjahr zu stellen. Keine Bürgerversammlung ohne Ehrung: Für sein über 20-jähriges Engagement als erster Vorsitzender des „Fußballförderungsvereins Raisting“ erhielt Norbert Ehardsberger (58) einen bayerischen Porzellanlöwen mit dem Raistinger Wappen. Neben der Förderung von Talenten finanziert der Verein den Bus für die Auswärtsspiele, gibt die Stadionzeitung heraus und kümmert sich um gesellschaftliche Veranstaltungen. In seiner aktiven Zeit war Norbert Ehardsberger bekannt als Abwehrspieler in der zweiten Bundesliga bei der SpVgg Unterhaching sowie in der Bayern㈠auswahl. Zahlen aus dem Haushalt Das nüchterne Zahlenwerk des Gesamthaushalts 2025 mit 11 639 200 Euro stellte zu Beginn der Bürgerversammlung Kämmerin Andrea Wolf vor. Als wichtigste Einnahmen im Verwaltungshaushalt nannte sie die Gewerbesteuer mit 1, 4 Millionen Euro, die Einkommensteuerbeteiligung von 1,952 Millionen Euro, die Grundsteuern A und B mit 349 000 Euro und 628 100 Euro aus Mieten, Pachten, Gebühren und Entgelten. Dem stehen Ausgaben gegenüber wie die Kreisumlage von 1 619 300 Euro, Personalkosten von 1 338 300 Euro, Verwaltungs- und Betriebsausgaben von 1 242 400 Euro und die Gewerbesteuerumlage mit 130 000 Euro. An den Vermögenshaushalt können 625 000 Euro abgeführt werden.