Frankreich und Marokko helfen: Spaniens Regierungschef: "Wir werden kritische Stunden erleben"

In Spanien bessert sich die Lage nach dem massiven Stromausfall. Dennoch ist bei Weitem noch nicht von einem Normalzustand die Rede. Der Ministerpräsident schwört sein Volk auf eine Zeit ohne digitales Leben ein. Indes zeigt sich ein deutscher Sicherheitsexperte besorgt. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez ruft die Bürger des Landes dazu auf, angesichts des landesweiten Stromausfalls Ruhe zu bewahren. "Bis die Stromversorgung wiederhergestellt ist, werden wir einige kritische Stunden erleben", sagte er bei einer Ansprache an die Menschen, die im spanischen Fernsehen übertragen wurde. Sánchez rief dazu auf, nur kurze und zwingend notwendige Gespräche mit dem Handy zu führen und die Notrufnummer 112 nur zu nutzen, wenn es unbedingt nötig sei, um die Netze nicht zusätzlich zu belasten. Zu den Ursachen des landesweiten Blackouts sagte Sánchez, es könne keine Hypothese ausgeschlossen werden, es dürfe aber auch nicht spekuliert werden. Er riet den Menschen, sich über "offizielle Kanäle" zu informieren. Die Regierung stehe in Kontakt mit dem Königshaus, den Parlamentsfraktionen, den europäischen Partnern und der Nato. "Priorität ist, sicherzustellen, dass die Normalität wieder hergestellt wird", versicherte der Politiker der sozialdemokratischen Partei PSOE. Sánchez sagte weiter, die Wiederherstellung der Versorgung im Norden und Süden des Landes sei dank der Zusammenarbeit der Behörden Frankreichs und Marokkos gelungen. Er dankte den Ländern für ihre Solidarität. Hans-Walter Borries, der Vize-Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands für den Schutz kritischer Infrastrukturen (BSKI), zeigte sich alarmiert. "Die Großflächigkeit des Ausfalls stimmt uns sorgenvoll, da es nicht nur ein Ausfall eines kleinen Umspannwerkes und eines Niederspannungsnetzes ist", sagte er in einer Mitteilung. "Der BSKI sieht das Risiko einer kaskadierenden Blackout-Gefahr, die das europäische Verbundnetz auch weitere angrenzende Teile der EU erfassen kann." Der portugiesische Netzbetreiber REN erklärte gegen Mittag, "die ganze iberische Halbinsel" sowie ein Teil Frankreichs seien betroffen. In Portugal sei die Stromversorgung seit 11.33 Uhr (12.33 Uhr MESZ) unterbrochen. In Madrid und Barcelona rannten viele Menschen auf die Straßen und reckten auf der Suche nach Empfang ihre Handys in die Luft, wie AFP-Reporter berichteten. Ampeln funktionierten nicht mehr, Polizisten versuchten den Verkehr zu regeln, Autos waren zum Langsamfahren gezwungen. Auch Internet-Netzwerke funktionierten nicht mehr und Menschen blieben in Fahrstühlen stecken, wie spanische Medien berichteten. Einige Supermärkte waren vorübergehend geschlossen. Die spanische Straßenverkehrsbehörde DGT rief Autofahrer auf, gar nicht erst loszufahren. Der Blackout habe auch "zur Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs im gesamten Netz geführt", teilte der spanische Schienennetz-Betreiber Adif auf X mit. Der spanische Verkehrsminister Óscar Puente erklärte auf X, der Zugverkehr zwischen Städten könne heute voraussichtlich nicht wiederaufgenommen werden. An den spanischen Flughäfen gab es nach Angaben des Betreibers Aena Verzögerungen, der Betrieb laufe aber dank "Notstromsystemen" weiter. Die Ursache des Stromausfalls blieb bisher unklar. Der aus Portugal stammende EU-Ratspräsident António Costa erklärte, es gebe bisher "keine Hinweise auf einen Cyberangriff".