Die „Sachbücher des Monats“ sind eine unabhängige Empfehlungsliste. In Kooperation mit „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, Radio Österreich 1 und „NZZ“ kürt eine Jury jeden Monat zehn lesenswerte Titel aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im Mai lohnen sich: Das originellste Buch zum 300. Geburtstag des Libertins. Müllers These: Seine wahre Freiheit lebte Casanova als Intellektueller, indem er Machthaber und Geistesmenschen aller Couleur traf. Lesen Sie hier eine Besprechung des Buches. Können Handlungen richtig sein, wenn Nachdenken angesagt wäre? Mit dem US-Moralphilosophen Nagel lernt man Bauchgefühle und moralische Gewissheiten zu unterscheiden. 3. Alena Buyx: Leben & Sterben. Die großen Fragen ethisch entscheiden. S. Fischer, 303 Seiten, 24 Euro* Ihre Rolle als Ethikrat-Vorsitzende während der Corona-Pandemie ist umstritten. Im neuen Buch der Medizinethikerin geht es allerdings nicht um Aufarbeitung, sondern Themen wie pränatale Diagnostik, Sterbehilfe und Robotik im OP. 4. Sören Urbansky, Martin Wagner: China und Russland. Kurze Geschichte einer langen Beziehung, Suhrkamp, 329 Seiten, 26 Euro* Wie sehr ist Russland heute von China abhängig? Dieses Buch bietet ein geopolitisches Briefing in zwölf Lektionen, die erste datiert auf Peking 1618, die letzte auf Kiew 2022. 5. Georg Seeßlen: Trump & Co. Der un/aufhaltsame Weg des Westens in die Anti-Demokratie. Bertz + Fischer, 240 Seiten, 18 Euro* Der Autor, ein profilierter Film- und Kulturkritiker, führt einmal quer durch Positionen und Personen des globalen Rechtspopulismus. Das Vokabular bleibt dabei allerdings eher feuilletonistisch als präzise. 6. Markus Brauckmann: Die Erste Generation. Wie der Kampf für die Umwelt begann. DVA, 395 Seiten, 25 Euro* Keine umfassende Kultur- und Sittengeschichte der Umweltbewegung, sondern Schlaglichter auf Menschen, die sich von Wyhl bis Wackersdorf für den Naturschutz engagiert haben. Ein Seitenblick geht auf die DDR. 7. Lambert Wiesing: Assoziationen. Das Erlebnis der Individualität. Suhrkamp, 190 Seiten, 22 Euro* Wiesing ist Philosophieprofessor an der Universität Jena. Als Spezialist für Phänomenologie und Bildtheorie geht er der Frage nach, was wir erfahren, wenn wir durch Gedankenblitze bestimmte Erlebnisse oder Ereignisse assoziieren. 8. Ralf Konersmann: Außenseiter. Ein Essay. S. Fischer, 156 Seiten, 28 Euro* Der Kulturphilosoph Konersmann diskutiert eine anregende These, die an Andreas Reckwitz („Gesellschaft der Singularitäten“) anknüpft: Moderne hieß, alle dürfen individuell sein. Doch der Imperativ dieser Konstellation hat Außenseiter zu Prototypen unserer Gesellschaft gemacht. 9. Oren Kessler: Palästina 1936. Der große Aufstand und die Wurzeln des Nahostkonflikts. Übersetzt von Norbert Juraschitz. Hanser, 384 Seiten, 28 Euro* Der in Tel Aviv lebende Historiker und Publizist hat den arabischen Aufstand von 1936 erforscht. Er argumentiert: Ohne die Ereignisse von damals ist der heutige Nahe Osten gar nicht zu verstehen. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Autor. 10. Jörg Baberowski: Die letzte Fahrt des Zaren. Als das alte Russland unterging. C. H. Beck, 380 Seiten, 28 Euro* Der renommierte Historiker und Experte für die Geschichte der Sowjetunion beleuchtet, wie geschwind das Verschwinden des jahrhundertealten Zarenreichs vonstattenging. Ein Meisterstück der Historiografie. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Autor. Die Extra-Empfehlung: Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine zusätzliche Empfehlung von einem Gast. Diesmal von Christoph Links. Der langjährige Verleger, Verlagshistoriker und Publizist empfiehlt: Julia Borggräfe: Bürokratopia. Wie Verwaltung die Demokratie retten kann. Wagenbach, 144 Seiten, 18 Euro* „Wenn Parlamente am laufenden Band Gesetze beschließen, ohne darauf zu achten, ob für deren Umsetzung auch das Personal in den Verwaltungen vorhanden ist, leidet die Demokratie. Und wenn Verwaltungen nicht an den Interessen der Bürger ausgerichtet sind, sondern vornehmlich auf die Einhaltung formaler Vorgaben achten, wächst der Unmut im Lande. Julia Borggräfe zeigt an praktischen Beispielen, wie beides anders funktionieren kann. Ein erhellendes, hochaktuelles Buch, das auch der neuen Regierung dringend empfohlen sei.“ (Christoph Links) Die Jury der Sachbücher des Monats Tobias Becker, „Spiegel“; Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Publizist, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Uni Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Otto Kallscheuer, Sassari (Italien); Petra Kammann, „Feuilleton Frankfurt“; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Wilhelm Krull, The New Institute, Hamburg; Marianna Lieder, freie Kritikerin, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, SWR Wissen; Gerlinde Pölsler, „Falter“; Marc Reichwein, WELT; Thomas Ribi, „NZZ“; Wolfgang Ritschl, ORF; Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv DLA; Florian Rötzer, „Krass & Konkret“; Norbert Seitz, Berlin; Anne-Catherine Simon, „Die Presse“, Wien; Prof. Philipp Theisohn, Uni Zürich; Andreas Wang, Berlin; Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Schweiz. * Dieser Text enthält Affiliate-Links. 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