Silvester in Berlin: Angeklagter schweigt in Prozess um Raketenschuss an Silvester
Rund drei Monate nach dem Schuss einer Feuerwerksrakete in eine Berliner Wohnung hat der Prozess gegen einen 23-jährigen Influencer begonnen. Vor Gericht schweigt der Angeklagte. Sein Mandant werde aktuell keine Stellungnahme abgeben, sagte sein Verteidiger Axel Czapp zu Prozessbeginn vor dem Landgericht Berlin. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Tatverdächtigen versuchte schwere Brandstiftung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vor. Er soll in der Silvesternacht die Feuerwerksrakete "aus Eigennutz und völliger Rücksichtslosigkeit" gezielt auf das Mehrfamilienhaus in Berlin-Neukölln geschossen und dabei billigend in Kauf genommen haben, dass ein Feuer entstehen könnte. Anschließend habe er ein Video davon auf seinem Instagram-Account veröffentlicht. Rakete durchschlug Schlafzimmerfenster Die Rakete hatte ein Fenster durchschlagen und war im Schlafzimmer einer Familie explodiert, die sich im Nebenzimmer aufhielt. Nur der schnellen Reaktion eines Bewohners, der die Überreste der Rakete aus dem Fenster warf, sei es zu verdanken, dass kein Brand entstand, hieß es in der Anklage. Durch die Rakete wurden in dem Schlafzimmer laut Staatsanwaltschaft Teile des Teppichs, der Tapete und der Bettdecke beschädigt. Verletzt wurde niemand. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten aus dem Westjordanland auch vor, ein möglichst großes mediales Interesse auf sich zu ziehen. Dabei habe er die Gesundheit und das Eigentum anderer Menschen seinem eigenen Interesse untergeordnet. Wegen des beleuchteten Fensters habe der Angeklagte davon ausgehen müssen, dass sich Menschen in der Wohnung befanden, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Zudem habe er sich vom Tatort entfernt, ohne sich zu erkundigen, wie es den Bewohnern gehe. Tatverdächtiger wurde kurz nach Silvester festgenommen Auf Instagram folgen dem arabischen Influencer mehr als 310.000 Menschen. Die Aufnahme aus der Silvesternacht wurde laut Staatsanwaltschaft innerhalb kurzer Zeit mehr als sechs Millionen Mal aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war sie gelöscht. Nutzer auf der Plattform X hatten den Mitschnitt jedoch weiterverbreitet. Viele Menschen verurteilten die Aktion. © Lea Dohle Newsletter Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick Starten Sie mit unserem kurzen Nachrichten-Newsletter in den Tag. Erhalten Sie zudem freitags den US-Sonderletter "Was jetzt, America?" sowie das digitale Magazin ZEIT am Wochenende. Registrieren Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement. Diese E-Mail-Adresse ist bereits registriert. Bitte geben Sie auf der folgenden Seite Ihr Passwort ein. Falls Sie nicht weitergeleitet werden, klicken Sie bitte hier . Zu Prozessbeginn wurden mehrere Videosequenzen gezeigt. Zu sehen war dabei unter anderem die mutmaßliche Tat. Weitere Aufnahmen zeigen den Angeklagten im Gespräch mit einem Mann. In dem Video war zu lesen, der Tatverdächtige habe den Wohnungsinhaber aufgesucht und um Vergebung gebeten. Der 54-Jährige sollte am ersten Prozesstag als Zeuge gehört werden. Der Angeklagte wurde am 4. Januar am Flughafen BER festgenommen, als er Deutschland verlassen wollte. Seitdem befindet er sich wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.