Trump kündigt reziproke Zölle für „die ganze Welt“ an

Präsident Donald Trump zieht einen Schlussstrich unter die Freihandelsära der Nachkriegszeit mit der größten Zollerhöhung seit den Vierzigerjahren, die nahezu alle Länder trifft. Das kündigte er auf einer Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses an. Der 2. April werde erinnert werden als der Tag, an dem die amerikanische Industrie wiedergeboren werde, sagte Trump. Die Aktien gaben im nachbörslichen Handel stark nach, als die Nachricht publik wurde. Sogenannte reziproke Einfuhrzölle treffen die Länder und Wirtschaftsräume besonders hart, mit denen die USA einen hohes Handelsdefizit haben. So werden die Einfuhren aus der Europäischen Union allein mit 20 Prozent belastet. Schwer belastet ist China mit einem Zoll von 34 Prozent, der sich zu den bereits verhängten 20 Prozent hinzuaddiert. Für Lieferungen aus Japan, Vietnam, Südkorea und Indien werden Zölle zwischen 24 und 46 Prozent erhoben. Neue Zollsätze treten in mehreren Stufen in Kraft Nach Darstellung Trumps handelt es sich bei den reziproken Zöllen um ermäßigte Werte, die halb so hoch ausfallen wie die Zölle und Handelsbarrieren der Handelspartner. Trump machte klar, dass er den halbierten Gegenzoll als Entgegenkommen ansieht. Diese Zölle treten am 9. April in Kraft. Schon vom 5. April an gilt ein Basiszoll in Höhe von zehn Prozent, der sämtliche restlichen Länder trifft. Am Donnerstag in Kraft getreten ist bereits der 25-Prozent-Zoll auf Autos, die nicht in den USA gebaut wurden, und auf wichtige Autoteile mit den entsprechenden Ausnahmen für Kanada und Mexiko, mit denen die USA zumindest auf dem Papier durch ein Freihandelsabkommen verbunden sind. Von den reziproken Zöllen sind Kanada und Mexiko ausgenommen, die Autozölle bleiben aber ebenso in Kraft wie Zölle auf Stahl und Aluminium. Für eine gewisse Erleichterung hat gesorgt, dass die Autozölle nicht auf die sogenannten reziproken Zölle aufaddiert werden, sondern davon ausgenommen sind. Weitere Zölle auf Kupfer und Holz sind in Vorbereitung, während Zölle auf Medikamente und Halbleiter in Planung sind. Berechnungsgrundlage bleibt unklar Auf welcher Basis Trumps Team die reziproken Zölle kalkuliert hat, blieb zunächst unklar. Der EU unterstellte das Weiße Haus Zölle und Handelsbarrieren im Umfang von 39 Prozent. Laut offiziellen Statistiken belastet die EU Einfuhren mit weniger als drei Prozent im Schnitt. Trump hatte aber im Vorhinein gesagt, dass er auch die europäische Mehrwertsteuer einrechnen werde entgegen ökonomischer Logik. Die Mehrwertsteuer, die rund 20 Prozent beträgt, zahlen aber die europäischen Unternehmen, die ihre Produkte in der EU verkaufen, genauso wie amerikanische. US-Finanzminister warnt vor Gegenmaßnahmen Finanzminister Scott Bessent forderte die Handelspartner der USA auf, keine Vergeltungsmaßnahmen gegen die neuen Strafzölle von Präsident Trump zu ergreifen. „Ich würde nicht versuchen, Vergeltung zu üben“, sagte Bessent am Mittwoch in einem Bloomberg-Interview. Externer Inhalt von Opinary Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen . Externe Inhalte aktivieren Die rechtliche Basis für die Verhängung der Zölle bildet ein Gesetz, das dem Präsidenten erweiterten Entscheidungsspielraum in Notlagen gibt, wie Handelsanwalt Luis Arandia von der internationalen Kanzlei Barnes & Thornburg erläuterte. Trump deklarierte den nationalen Notstand, der durch die schon lange währenden Handelsbilanzdefizite verursacht worden sei. Lesen Sie hier, was US-Zölle in der Vergangenheit zur Folge hatten. Kanadas Ministerpräsident Mark Carney sagte in einer ersten Reaktion auf die Zölle: „Wir werden diese Zölle mit Gegenmaßnahmen bekämpfen. Wir werden unsere Arbeitnehmer schützen.“ Einzelheiten nannte er nicht. Wie die EU reagieren könnte Die EU bereite Gegenmaßnahmen vor, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag mitteilte. Sie sagte, die Zölle seien ein „schwerer Schlag für die Weltwirtschaft“. Sie bedauerte die Entscheidung „zutiefst“ und fügte hinzu, es sei „noch nicht zu spät“ für Verhandlungen. Die Europäer seien aber „bereit zu reagieren“. Die EU-Mitgliedstaaten arbeiteten bereits an einem „neuen Paket“ von Gegenmaßnahmen. Der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, teilte die Empfehlung mit, die EU solle die US-Zollerhöhungen beantworten, indem der Handel mit anderen Ländern weiter liberalisiert werde. „Den USA sollte man anbieten, beidseitig alle Zölle abzuschaffen, auch auf landwirtschaftliche Produkte. Gegenzölle sollte man vorbereiten, aber noch nicht einführen“, riet der Volkswirt.