Sichere Internetnutzung für Kinder – neue Leitlinien im Vereinigten Königreich

Die britische Medienaufsichtsbehörde (Office of Communications, Ofcom) hat neue Leitlinien für den Schutz von Kindern im Internet veröffentlicht. Anbieter von Online-Diensten müssen diesen nun bald im Rechtsbereich des Vereinigten Königreichs nachkommen, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen und illegalen Inhalten besser zu schützen. Dazu zählt die Behörde etwa frauenfeindliche, gewalttätige, hasserfüllte oder beleidigende Inhalte, Mobbing und Grooming oder auch Beiträge, die in Zusammenhang mit Suizid, Selbstverletzung, Essstörungen und Pornografie stehen. Anzeige Der Ofcom zufolge bauen die neuen Leitlinien oder auch Verhaltenskodizes auf bereits bestehenden Regeln zum Schutz aller Nutzerinnen und Nutzer auf oder ergänzen diese – mehr als 40 "praktische Maßnahmen" werden vorgeschlagen. Sie wurden durch ein Dialogverfahren mit betroffenen Firmen, Kinderschutzorganisationen, Expertinnen und Experten, sowie Familien erarbeitet. Unter anderem wurden Rückmeldungen von 27.000 Kindern und Jugendlichen und 13.000 Elternteilen in die Entscheidungsfindung der Behörde einbezogen. Das Verfahren hierzu wurde bereits im Mai 2024 angestoßen. Ofcom hatte zu diesem Zeitpunkt erste Vorschläge für Maßnahmen veröffentlicht. Mehr Kontrolle über gezeigte Inhalte, klare Ansprechpartner und Meldewege Folgende Verhaltenskodizes wurden unter anderem festgelegt: Sicherere Feeds: Durch personalisierte Feeds werden Kindern direkt schädliche Inhalte zugeführt. Dementsprechend sollen Anbieter, die ein Empfehlungssystem betreiben und ein mittleres oder hohes Risiko für schädliche Inhalte aufweisen, ihre Algorithmen so konfigurieren, dass schädliche Inhalte aus Kinder-Feeds herausgefiltert werden. Effektive Altersprüfungen: Riskioreiche Dienste sollen eine "hochwirksame Altersüberprüfung" einsetzen, um Kinder als Nutzer zu identifizieren. Kinder können dadurch gegebenfalls nur noch bestimmte Teile einer App oder diese gar nicht mehr nutzen. Schnelles Handeln: Alle Websites und Apps sollen über Prozesse verfügen, um schädliche Inhalte zu überprüfen, zu bewerten und schnell zu beseitigen, sobald sie davon Kenntnis erlangen. Mehr Auswahl und Unterstützung für Kinder: Anbieter sollen Kindern mehr Kontrolle über ihr Online-Erlebnis geben. Beispielsweise sollen diese angeben können, welche Inhalte ihnen nicht gefallen. Auch sollen sie eher in die Lage versetzt werden, Kontakte, Chats und Kommentare blockieren zu können und leichter Hilfe erhalten, wenn sie auf schädliche Inhalte und Kontos stoßen. Anzeige Erleichterte Meldungen und Beschwerden: Das Melde- und Beschwerdesystem soll so ausgestaltet werden, dass Kinder es problemlos nutzen können. Nutzungsbedingungen sind auch so zu formulieren, dass Kinder sie verstehen. Strenge Führung: Anbieter sollen eine verantwortliche Person benennen, die für die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen zu sorgen hat. Eine übergeordnete Stelle sollte jährlich den Umgang mit Risiken für Kinder überprüfen. Umsetzung, sonst Strafen Anbieter von Online-Diensten, die in den Geltungsbereich der Kinderschutzbestimmungen fallen, müssen nun bis zum 24. Juli 2025 Risikobewertungen für Kinder durchführen und dokumentieren. Die Ofcom kann diese Bewertungen auch anfordern. Werden die neuen Leitlinien bis dahin auch durch noch offene parlamentarische Verfahren bestätigt, sind entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ab dem 25. Juli 2025 durchzuführen. Die Behörde weist auch darauf hin, dass sie Durchsetzungsmaßnahmen ergreifen wird, wenn Anbieter nicht umgehend handeln, um Risiken für Kinder in ihren Angeboten zu verringern. Sowohl finanzielle Strafen als auch ein Marktausschluss können erfolgen. Zudem behält sich die Behörde vor, einige der Regelungen auf weitere Dienste auszuweiten. Hierzu sammelt sie bis zum 22. Juli Vorschläge. Lesen Sie auch Safer Internet Day: FAQ Internetsicherheit für Kinder und Jugendliche Melanie Dawes, die Geschäftsführerin der Ofcom, erklärte anlässlich der Veröffentlichung: "Diese Änderungen bedeuten einen Neustart für Kinder im Internet. Sie bedeuten sicherere Social-Media-Feeds mit weniger schädlichen und gefährlichen Inhalten, Schutz vor der Kontaktaufnahme durch Fremde und wirksame Alterskontrollen für Inhalte für Erwachsene. Ofcom hat die Aufgabe, eine sicherere Generation von Kindern im Internet zu schaffen. Sollten Unternehmen nicht handeln, müssen sie mit Zwangsmaßnahmen rechnen." Während das Vereinigte Königreich derzeit auf die neuen Leitlinien setzt, um den Kinder- und Jugendschutz im Internet zu verbessern, will Australien ab Ende des Jahres ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 15 Jahren durchsetzen. Lesen Sie auch Australien: Vor Social-Media-Verbot für Kinder gibt es quasi keine Zugangshürden (kbe)