E-SUV Hyundai Ioniq 9 im Fahrbericht: Komfortabler Riese

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Hyundai-Ableger des Kia EV9 in Europa auf den Markt kommt. Die Zeit wurde durchaus genutzt, denn in einigen Punkten ist der Hyundai Ioniq 9 ein paar Schritte weiter als der EV9. Ob ihm das zu einer größeren Verbreitung verhilft, ist allerdings fraglich. Wir konnten bereits eine kurze Probefahrt unternehmen. Anzeige Ziemlich gewaltig Der erste Eindruck, den der Hyundai Ioniq 9 hinterlässt, ist der einer gewaltigen Größe. Mit einer Höhe von 1,79 m und einer Breite von 1,98 m wirkt das SUV sehr wuchtig. Er erstreckt sich auf 5,06 m Länge, von denen der Radstand 3,13 m einnimmt. Bei diesen Dimensionen ist es wenig verwunderlich, dass auch im Innenraum eine gewisse Weitläufigkeit herrscht. Der Kunde hat die Wahl, ob er die zweite Reihe mit zwei Sitzen oder einer Bank bestückt. Platz ist selbst ganz hinten zumindest für Teenager reichlich. Auch hinten verbaut Hyundai eine elektrische Verstellung der Sitze, die klimatisiert sind und auf Wunsch massieren. Wird die dritte Reihe benötigt, bleiben dahinter nur 338 Liter, wird sie umgeklappt, sind es schon 908. Fokus auf Komfort Der Ioniq 9 ist sauber verarbeitet und angemessen hochwertig ausgekleidet. Zum Eindruck eines komfortablen Autos tragen die gute Dämmung und die Abstimmung des Fahrwerks bei. Hyundai hat darauf verzichtet, dem Fahrer mit einer straffen Auslegung der Dämpfer zu suggerieren, dass das mehr als 2,6 Tonnen schwere SUV ein flotter Kurvenräuber wäre. In schnell gefahrenen Kurven mag der niedrige Schwerpunkt des großen Akkus im Unterboden der E-GMP-Plattform helfen, doch das dient mehr der Sicherheit als dem Gefühl einer Handlichkeit. Das Fahrwerk bleibt stets auf der komfortablen Seite, und das ist auch richtig so. Bild 1 von 9 Hyundai Ioniq 9 (9 Bilder) Wer sich auf den Hyundai Ioniq 9 einlassen will, sollte sich klarmachen: Das E-SUV ist mit 5,06 m ein wirklich riesiges Auto. Auch die Breite ist mit 1,98 m gewaltig. (Bild: Christian Bittmann ) Lädt flink Anzeige Der Hyundai-Konzern war der erste, der eine Plattform mit 800 Volt Spannungsebene in noch erschwingliche Autos gebracht hat. Sie wird auch für den Ioniq 9 genutzt. Unter idealen Bedingungen kann in der Spitze mit bis zu 260 kW geladen werden. Die Aufladung von 10 auf 80 Prozent ist in 24 Minuten möglich. Diese beiden Angaben allein sind wenig praxisrelevant, deuten aber an, was hier geboten wird. Die Batterie hat einen Energiegehalt von 110 kWh. Die Nettoladeleistung liegt im Idealfall zwischen 10 und 80 Prozent also bei 193 kW. Eine Vorkonditionierung der Batterie ist selbstverständlich vorhanden. Antriebe: Mittlere Version ist Favorit Hyundai bietet den Ioniq 9 in Europa mit drei Antriebskonfigurationen an. Das Basismodell mit Heckantrieb bietet eine Reichweite von 620 km im WLTP. Der Verbrauch im Zyklus ist mit 19,4 kWh/100 km angegeben. In den 24 Minuten werden also rund 400 km Reichweite nachgeladen. In der Praxis ist auf der Autobahn eher mit 24 kWh/100 km aufwärts zu rechnen, und wie viele Ioniq-9-Interessenten es beim Basismodell belassen, wird sich zeigen. Mit 160 kW hat der am wenigsten kräftige Antrieb mit dem 2,6-Tonnen-SUV jedenfalls gut zu tun. 9,4 Sekunden im Standardsprint nennt Hyundai. Damit ist man natürlich weit davon entfernt, den Verkehr aufzuhalten, doch viele andere aktuelle Elektroautos können das eben noch etwas schneller. Die nächste Stufe stellt ein Allradmodell dar, bei dem Hyundai zum immer identischen Heckmotor noch einen 70-kW-E-Antrieb an der Vorderachse hinzufügt. Auch diese Variante wird als “Long Range” geführt und dürfte, da sie deutlich mehr Temperament für einen maßvollen Aufpreis bietet, gute Chancen haben, der meistverkaufte Antrieb zu werden. Wir empfehlen diesen Schritt jedenfalls, zumal die zu erwartenden Mehrkosten einen Interessenten in diesem Segment vermutlich eher nicht in monetäre Verlegenheit bringen werden. Falls eine Systemleistung von 230 kW nicht ausreichend sein sollte, bleibt die Spitzenversion mit 320 kW, also 160 kW an jeder Achse. Dann beschleunigt dieser schwere Brocken in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei allen Versionen stets bei 200 km/h. Die Anhängelast gibt Hyundai mit bis zu 2,5 t an. Welche Version wie viel ziehen darf, wurde noch nicht verraten. Sie suchen ein für europäische Verhältnisse riesiges E-SUV, das gar nicht erst den Versuch unternimmt, irgendwie sportlich sein zu wollen? Der Hyundai Ioniq 9 könnte diesem Wunsch entsprechen. (Bild: Christian Bittmann) Noch keine Preise Noch hat Hyundai nicht verraten, wie viel genau der Ioniq 9 kosten soll. Wir rechnen mit mindestens rund 60.000 Euro für das Basismodell. Zur Orientierung: Der Kia EV9 ist ab 62.000 Euro zu haben, die Upgrades bei den Antrieben kosten 3000, bzw. 7000 Euro. Noch teurer ist im EV9 der Sprung zur mittleren Ausstattungslinie, die bei identischem Antrieb mit 7500 Euro in Rechnung gestellt wird. Vermutlich werden sich die Preise für den Ioniq 9 in einem ähnlichen Gefüge bewegen. Mehr dazu verrät Hyundai wahrscheinlich spätestens im Juni, denn der Verkauf soll im Sommer beginnen. (mfz)