Sollte sich unser Universum um sich selbst drehen – und wenn auch nur ganz langsam – könnte das die sogenannte Hubble-Spannung und damit eines der größten Rätsel der Kosmologie erklären. Das meint jedenfalls ein Forschungsteam unter Leitung des Astronomen István Szapudi von der University of Hawaiʻi. Das hat ein mathematisches Modell des Universums entwickelt, das den "Standardregeln" folgte. Als sie dem nur eine geringe Rotation hinzugefügt hätten, habe das einen großen Unterschied gemacht. Ohne anderen astronomischen Messungen zu widersprechen, habe diese kleine Änderung dafür gesorgt, das große Paradox um die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Kosmos aufzulösen. Weitere Forschung ist aber noch nötig. Anzeige Einfache Erklärung für beharrliche Diskrepanz? Als "Hubble-Spannung" wird in der Astronomie und Kosmologie eine sich immer weiter verfestigende Diskrepanz bei der sogenannten Hubble-Konstante (H 0 ) bezeichnet. Letztere ist eine fundamentale Größe der Kosmologie, die ausweist, mit welcher Geschwindigkeit sich ein Objekt in einer Entfernung von einem Megaparsec (3,26 Millionen Lichtjahre) allein aufgrund der Expansion des Universums von uns entfernt. Dabei geht es also um Objekte außerhalb unserer Galaxie, die Andromeda-Galaxie beispielsweise ist 0,89 Megaparsec von uns entfernt. Messungen im vergleichsweise nahen Universum ergeben für die Konstante inzwischen einen signifikant anderen Wert als hochpräzise Messungen zur Epoche direkt nach dem Urknall. Szapudis erklärt jetzt, dass sich das Universum nach bisheriger Auslegung in alle Richtungen gleichermaßen ausbreitet und dabei nicht um sich selbst dreht. Das passe zu den meisten astronomischen Beobachtungen. Zur großen Überraschung seines Teams habe es der Stimmigkeit des eigenen Modells aber nicht geschadet, als dort eine solche Rotation eingefügt wurde. Ganz im Gegenteil habe das die Hubble-Spannung aufgelöst, ohne anderen grundlegenden Messungen zu widersprechen. Gereicht habe eine vergleichsweise langsame Drehung, bei der das Universum etwa 500 Milliarden Jahre für eine vollständige Rotation benötigt. Ein Universum, das sich um sich selbst dreht, würde keinen physikalischen Gesetzen widersprechen, versichert das Forschungsteam. Gleichzeitig könnte es die beharrliche Diskrepanz bei der Hubble-Konstante erklären. Zur Überprüfung müsste das Modell allerdings weiterentwickelt werden und gleichzeitig müsste man herausfinden, ob es im echten Universum Anzeichen für solch eine Rotation gibt. Erst vor einem Monat hat ein anderes Forschungsteam eine rätselhafte Entdeckung im frühen Universum gemacht, die ebenfalls durch ein rotierendes Universum zu erklären sein könnte. Vorgestellt wird die Arbeit von Szapudis Team jetzt in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. (mho)