faq Katholische Kirche Wie geht es nach dem Tod des Papstes weiter? Stand: 21.04.2025 12:13 Uhr Nach dem Tod von Papst Franziskus werden im Vatikan die bevorstehenden Trauerfeierlichkeiten vorbereitet. Wie laufen diese ab? Und wie wird ein Nachfolger für das höchste Amt der katholischen Kirche bestimmt? Was passiert jetzt? Sedisvakanz wird die Zeitspanne bis zur Wahl des neuen Papstes bezeichnet. Die Dauer lässt sich nicht genau vorhersagen. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt "leerer Stuhl". Am Ablauf wurde über die Jahrhunderte immer wieder etwas geändert, aber die großen Linien stehen fest. Der Tod wird vom Camerlengo, dem Kardinalkämmerer, gemeinsam mit den Ärzten festgestellt. Camerlengo ist derzeit der irisch-US-amerikanische Kardinal Kevin Farrell. Früher war es so, dass der Kämmerer dem leblosen Papst mit einem kleinen silbernen Hämmerchen dreimal sachte an die Stirn klopfte und seinen Taufnamen rief. Mangels Antwort wurde der Pontifex dann für tot erklärt. Bis heute wird dem Papst nach seinem Tod der Siegelring von der Hand gezogen und zerstört. Arbeitszimmer und Privatgemächer werden versiegelt. Während der Sedisvakanz dürfen im Vatikan keinerlei wichtige Entscheidungen getroffen werden. Nur wenige Verantwortungsträger bleiben im Amt. Die Leiter im Staatssekretariat, vergleichbar mit dem Bundeskanzleramt, und den "Dikasterien" - in etwa Ministerien - verlieren mit dem Papsttod ihre Posten. Nur ihre Stellvertreter amtieren weiter. Die laufenden Geschäfte werden von einem Kollegium aus Kardinälen geregelt. Dazu gehören insbesondere die Vorbereitungen der Trauerfeiern und der Beisetzung sowie die Wahl des Nachfolgers. Derzeit gibt es 252 Kardinäle. Sie übernehmen bis zur Wahl eines neuen Papstes die Verwaltung des Staates Vatikanstadt. Der Kämmerer kümmert sich gemeinsam mit drei assistierenden Kardinälen um die Güter und Rechte des Heiligen Stuhls und bezieht das Kardinalskollegium bei schwerwiegenden Fragen mit ein. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx ist als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates fest als Unterstützer des Camerlengo gesetzt. Die beiden anderen assistierenden Kardinäle werden alle drei Tage unter den Anwesenden per Los bestimmt. Grundsätzlich soll in der Zeit der Sedisvakanz der Status quo erhalten bleiben. Falls neue Normen erlassen werden, behalten sie lediglich bis zur Wahl eines neuen Papstes ihre Gültigkeit. Wie sehen die Trauerfeierlichkeiten aus? Für den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten ist der Camerlengo zuständig. Nach dem Tod wird der mit einem Messgewand bekleidete Papst in einem Sarg in die Privatkapelle jenes Ortes gebracht, an dem er gestorben ist. Darauf folgen die rituelle Feststellung des Todes sowie ein erster Moment des Gebets in Anwesenheit von lediglich vier Personen: dem Kämmerer, dem Kardinaldekan, derzeit ist das Giovanni Battista Re, dem Direktor des vatikanischen Gesundheitsamtes, aktuell der Mediziner Andrea Arcangeli, und dem Päpstlichen Zeremonienmeister, derzeit Erzbischof Diego Giovanni Ravelli. Dieser ist für die Vorbereitung der Orte und den Ablauf des Bestattungsritus zuständig. Danach können dort auch weitere ihm nahestehende Personen Abschied nehmen. Anschließend werden die sterblichen Überreste in einer Prozession in den Petersdom überführt, wo ein kurzer Wortgottesdienst gefeiert wird. Am Sarg - nicht wie noch bei Benedikt XVI. 2023 an einem Katafalk - haben Menschen aus aller Welt in den folgenden Tagen die Möglichkeit, dem Pontifex die letzte Ehre zu erweisen. Am Vorabend von Totenmesse und Beisetzung, deren Datum die Kardinäle zuvor festgelegt haben, verschließt der Kämmerer in einer Zeremonie den Sarg. Die Bestattung findet in der Regel vier bis sechs Tage nach dem Tod statt. Zwar war es zuletzt üblich, dass die Verstorbenen im Petersdom ihr Grab haben. Doch anders als etwa seine Vorgänger Benedikt XVI. aus Bayern und Johannes Paul II. aus Polen wird Franziskus voraussichtlich nicht im Petersdom seine letzte Ruhe finden, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore, einem seiner Lieblingsorte. Zum Abschied werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet. Hat Franziskus dort seine Ewige Ruhe gefunden, beginnen die "Novemdiales". In dieser neuntägigen Trauerzeit werden Messen für den gestorbenen Papst gefeiert. In dieser Phase trifft sich das gesamte Kardinalskollegium immer wieder zu Versammlungen, dem sogenannten Vorkonklave. Am Ende entscheiden sie, wann das eigentliche Konklave beginnen soll. Wie wird Franziskus' Nachfolger bestimmt? Spätestens 20 Tage nach dem Tod sollen die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr bislang nicht überschritten haben, im Vatikan zum sogenannten Konklave erscheinen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen: "Cum clave" bedeutet auf Deutsch "mit dem Schlüssel". Die Wahl des neuen Papstes findet strengstens abgeschirmt in der Sixtinischen Kapelle statt, unter den berühmten Deckenfresken Michelangelos. Jegliche Kommunikation nach außen, die mit der Papstwahl zu tun haben könnte, ist untersagt. Die Kardinäle werden vom Dekan des Kardinalskollegiums nach Rom einberufen. Der Dekan wurde zuvor vom Camerlengo über den Tod des Papstes in Kenntnis gesetzt. Der derzeitige Dekan des Kardinalskollegiums ist der 91-jährige Kardinal Giovanni Battista Re. Er wurde gerade in diesem Amt bestätigt. Er teilt den Tod auch den diplomatischen Vertretern beim Heiligen Stuhl und den Staatsoberhäuptern der betreffenden Nationen mit. Das Konklave kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Ein Zeitlimit gibt es nicht. Die längste Wahl begann im Herbst 1268. Erst nach zwei Jahren, neun Monaten und zwei Tagen gab es mit Gregor X. einen neuen Papst. Inzwischen geht es normalerweise aber recht zügig: Franziskus war 2013 nach etwas mehr als 26 Stunden und fünf Wahlgängen gewählt. Sein Vorgänger Benedikt XVI. stand 2005 nach vier Wahlrunden fest. Die allermeisten der heute stimmberechtigten Kardinäle wurden von Franziskus ernannt. Einige wurden aber auch noch von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ausgesucht. Die größte Gruppe von Kardinälen stammt aus Europa. Insbesondere Franziskus hat aber dafür gesorgt, dass andere Weltregionen viel stärker vertreten sind als früher. Deutschland ist aktuell mit drei Kardinälen dabei: dem früheren Benedikt-Vertrauten Gerhard Ludwig Müller, dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, und dem Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki. Was passiert im Konklave? Zur Wahl benötigt der neue Papst eine Zweidrittelmehrheit. Der erste Wahlgang in der Sixtinischen Kapelle findet zu Beginn am ersten Nachmittag statt. Der weitere Rhythmus an den folgenden Tagen besteht dann aus zwei Wahlgängen am Vormittag und zwei Wahlgängen am Nachmittag. Auf den Stimmzettel schreibt jeder Kardinal laut Regularien "möglichst in verstellter, aber deutlicher Schrift" unter den Satz "Eligo in Summum Pontificem" ("Ich wähle als obersten Brückenbauer") einen Namen und wirft ihn in die Wahlurne. Die Auszählung erfolgt, indem die Namen verlesen und Strichlisten gemacht werden. Anschließend werden alle abgegebenen Zettel auf einer Schnur aufgefädelt und verbrannt. Dazu gibt es in der Sixtinischen Kapelle zwei gusseiserne Öfen. In den älteren der beiden Öfen, der seit 1939 in Gebrauch ist, kommen die Stimmzettel. Im anderen, der erstmals 2005 bei der Wahl Benedikts zum Einsatz kam, wird mit Hilfe von Chemikalien schwarzer oder weißer Rauch erzeugt. Die Abzüge münden beide im selben Schornstein, der auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle zu sehen ist. Hat keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreicht, steigt schwarzer Rauch auf. Weißer Rauch bedeutet: Ein neuer Papst ist gewählt. Manchmal ist die Farbe anfangs nicht genau zu erkennen. Falls sich das Konklave länger hinzieht, können Ruhetage eingelegt werden, damit die Kardinäle Zeit für Gebete, Nachdenken und Gespräche haben. Das Ganze kann sich auch zu einem ziemlichen Poker um die Macht entwickeln. Nach etwas mehr als 30 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen möglich. Wie geht es nach der Wahl weiter? Ist die erforderliche Mehrheit erreicht, wird der siegreiche Kandidat gefragt, ob er die Wahl annimmt. Das ist eigentlich Formsache, aber angeblich zögerte zum Beispiel Benedikt XVI. doch. Wenn der gewählte Kardinal zustimmt, ist er das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche - und bleibt es, bis er stirbt oder, was fast nie vorkommt, zurücktritt. Das Konklave ist vorbei. Draußen werden zum weißen Rauch dann auch die Glocken geläutet. Kurz darauf wird von der Loggia des Petersdoms der ganzen Welt verkündet: "Habemus papam", "Wir haben einen Papst". Bei dieser Gelegenheit wird auch bekanntgegeben, welchen Namen sich der neue Papst ausgesucht hat. Von der Loggia aus erteilt er selbst zum ersten Mal den Apostolischen Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis"). Quellen: dpa, KNA