Die NASA-Sonde Lucy hat mit dem Asteroiden Donaldjohanson ihren zweiten Himmelskörper passiert. Dabei gab es erneut Überraschungen: Aus weniger als 1000 km Entfernung hat die Sonde einen Blick auf den "einzigartig geformten Asteroiden" geworfen, schreibt die NASA – der ist einmal mehr zweigeteilt. Das war nach vorherigen Beobachtungen zwar schon erwartet worden, nicht aber die "seltsame Form" des mittleren Teils, der an zwei ineinander geschachtelte Eiswaffeln erinnere. Forschungsleiter Hal Levison Southwest Research Institute spricht von einer "auffallend komplizierten Geologie" des Himmelskörpers und erwartet anhand der Beobachtungen neue Erkenntnisse zur Entstehung der Planeten im Sonnensystem. Anzeige Animierte Sequenz der ersten Aufnahmen des Vorbeiflugs (Bild: NASA/Goddard/SwRI/Johns Hopkins APL) Passiert hat Lucy den Asteroiden am Ostersonntag, vorläufige Daten legen nahe, dass der Himmelskörper 8 km lang und bis zu 3,5 km breit ist. Auf den ersten übermittelten Fotos ist er nicht in Gänze zu sehen, weil er der Kamera da zu nahe war. Bis alle gemachten Fotos und gesammelten Daten zur Erde übertragen wurden, wird ungefähr eine Woche vergehen, hat die NASA angekündigt. Beim letzten Vorbeiflug der Sonde an einem Asteroiden hat sich in diesen Daten noch eine Überraschung versteckt. Im Herbst 2023 war erst mit Verspätung entdeckt worden, dass der Minimond des Asteroiden Dinkinesh aus zwei etwa gleich großen Objekten besteht, die einander berühren. Weiterhin erklärt die NASA, dass der Vorbeiflug an Dinkinesh lediglich ein erster Test der Systeme an Bord gewesen sei, die Begegnung mit Donaldjohanson war demnach nun die Generalprobe. Die Beobachtungen wurden mit einer Reihe von Instrumenten durchgeführt, um so viele Daten wie möglich zu sammeln. Schon die ersten Ergebnisse würden die "enormen Fähigkeiten" der Raumsonde beweisen, sagt der Projektwissenschaftler Tom Statler von der NASA. Die Sonde habe das Potenzial, "wirklich ein neues Fenster in die Geschichte unseres Sonnensystems zu öffnen", wenn sie bei ihren Zielen eintritt. Lucy ist nach einem mehr als drei Millionen Jahre alten Fossil des Menschen-Vorfahren Australopithecus afarensis benannt und seit Oktober 2021 auf einer 12-jährigen Mission. Auf der soll sie mehrere Asteroiden besuchen und erforschen, die dem Jupiter auf der gleichen Umlaufbahn um die Sonne vorauseilen oder nachfolgen – die Jupiter-Trojaner. Die primitiven Himmelskörper gelten als Fossilien der Planetenentstehung. Als sie ihre Reise im Jahr 2021 startete, waren nur Vorbeiflüge an sieben Asteroiden geplant, dann aber wurden bei zweien davon Satelliten entdeckt und der ursprünglich nicht vorgesehene Abstecher zu Dinkinesh eingeplant. Die Sonde wird nun den Asteroidengürtel durchqueren und soll im August 2027 ihren ersten Jupiter-Trojaner erreichen. (mho)