Riesiger Eisberg löst sich in der Antarktis und offenbart spektakulären Fund Von: Veronika Arnold Drucken Teilen Ein bislang unbekanntes und faszinierendes Meeresgebiet können Forscher seit kurzem erkunden, nachdem sich ein gigantischer Eisberg in der Antarktis löste. Punta Arenas – Ein bislang für Menschen unzugängliches Gebiet in der Antarktis kann seit kurzem von Forschern untersucht werden. Am 13. Januar 2025 brach ein Eisberg von der Größe der US-Stadt Chicago vom sogenannten George-VI-Schelfeis ab. Dabei handelt es sich um einen der massiven schwimmenden Gletscher, die mit dem Eisschild der antarktischen Halbinsel verbunden sind. Riesiger Eisberg bricht in der Antarktis ab - Forscher zufällig in der Nähe Die Forscher des US-amerikanischen Schmidt Ocean Institutes waren nur zufällig in der Bellinghausensee im Einsatz, als sich in der Nähe der rund 30 Kilometer lange Eisberg löste. Als Folge wurde ein gigantisches Meeresgebiet von rund 510 Quadratkilometern im Südpolarmeer freigelegt, das seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten in ständiger Dunkelheit unter der Eisplatte verborgen lag. Was dadurch zum Vorschein kam, ist für die Wissenschaftler eine kleine Sensation. Die Überreste eines gewaltigen Eisbergabbruchs in der Antarktis. © Alex Ingle / Schmidt Ocean Institute Gigantisches Ökosystem in der Antarktis freigelegt - bisher völlig unbekannte Einblicke Denn bisher war wenig über die Lebensräume unter den schwimmenden Eisschelfen der Antarktis bekannt. Forscher des British Antarctic Survey berichteten 2021 erstmals von Anzeichen von Bodenleben unter dem Filchner-Ronne-Schelfeis im südlichen Weddellmeer. Doch die nun gewonnenen Erkenntnisse gehen weit darüber hinaus. „Wir hatten nicht erwartet, ein so schönes, blühendes Ökosystem zu finden. Der Größe der Tiere nach zu urteilen, sind die von uns beobachteten Lebensgemeinschaften dort seit Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten, vorhanden“, sagt die Co-Leiterin der Expedition, Dr. Patricia Esquete vom Zentrum für Umwelt- und Meeresstudien (CESAM) und der Fakultät für Biologie (DBio) der Universität Aveiro, Portugal. Ein großer Schwamm, eine Anemonengruppe und andere Lebewesen sind in fast 230 Metern Tiefe in einem Bereich des Meeresbodens zu sehen, der bis vor kurzem noch vom George-VI-Schelfeis, bedeckt war. © ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute Acht Tage lang beobachtete das Forschungsteam den tiefen Meeresboden und entdeckte in bis zu 1300 Metern Tiefe blühende Ökosysteme. So seien etwa große Korallen und Schwämme zum Vorschein gekommen, die eine Vielzahl von Tieren beherbergen, darunter Eisfische, Riesenseespinnen und Kraken. Die Entdeckung biete neue Einblicke in die Funktionsweise von Ökosystemen unter schwimmenden Teilen des antarktischen Eisschildes, betonen die Forscher. Ökosystem in der Antarktis erstmals zugänglich: Mehrere neue Arten entdeckt Besonders überrascht sei das Team von der Artenvielfalt der Ökosysteme gewesen, heißt es auf der Webseite des Schmidt Ocean Instituts. Ersten Einschätzungen der Forscher zufolge seien vermutlich sogar mehrere neue Arten entdeckt worden. Die Gletscher schmelzen – So verändert der Klimawandel die Erde Fotostrecke ansehen Außerdem hofft man auf neue Erkenntnisse über die Mechanismen und das frühere Verhalten der antarktischen Ökosysteme. Denn wie die Versorgung in diesen Gebieten funktioniert, die teils seit Jahrhunderten von 150 Meter dickem Eis bedeckt und von Oberflächennährstoffen abgeschnitten sind, ist noch wenig erforscht. Auch über Veränderungen des Klimas und deren Auswirkungen könnten die Forscher neue Informationen gewinnen. Forscher warnen, dass die zunehmende Eisschmelze gravierende Auswirkungen auf den mächtigsten Meeresstrom der Welt haben könnte. Sensations-Fund in der Antarktis: Wichtige Erkenntnisse für künftige Klima-Prognosen „Der Eisverlust des antarktischen Eisschildes trägt maßgeblich zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels bei“, sagte Expeditionsleiter Sasha Montelli vom University College London (UCL), Großbritannien. „Unsere Arbeit ist entscheidend, um die jüngsten Veränderungen in einen längerfristigen Kontext zu stellen und unsere Fähigkeit zu verbessern, Prognosen für zukünftige Veränderungen zu erstellen – Prognosen, die als Grundlage für umsetzbare politische Maßnahmen dienen können. Wir werden zweifellos neue Erkenntnisse gewinnen, während wir diese wichtigen Daten weiter analysieren“, so Montelli. Eine riesige Phantomqualle konnten die Forscher in der Bellingshausensee vor der Antarktis sichten. Die Glocke kann einen Durchmesser von über einem Meter haben und vier bandartige Mundarme besitzen, die über zehn Meter lang werden können. © ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute Im Oktober 2023 äußerten Wissenschaftler bereits ihre Sorge, dass mehr als vierzig Prozent der Antarktis-Schelfeisflächen in den letzten 25 Jahren geschrumpft seien, was den Anstieg des Meeresspiegels beschleunigen könnte. Ein bedeutender Fund konnte in der Antarktis auch Anfang des Jahres gemacht werden. (va)