„Seinen letzten Atemzug getan“: Wie ein Planet sich selbst zerstört

„Seinen letzten Atemzug getan“: Wie ein Planet sich selbst zerstört Von: Tanja Banner Drucken Teilen Ein Exoplanet, der zerbricht, umkreist einen riesigen Stern. (Künsterische Darstellung) © Jose-Luis Olivares, MIT Ein Exoplanet im Todeskampf: Magma, Staub und ein 9-Millionen-Kilometer-Schweif. Forschende beobachten das dramatische Ende des Planeten. Cambridge – Ein Forschungsteam hat einen außergewöhnlichen Exoplaneten entdeckt, der sich in einem dramatischen Prozess selbst zerstört. Der Planet BD+05 4868 Ab, etwa 140 Lichtjahre von der Erde entfernt, verliert täglich eine enorme Menge an Masse – etwa die Größe eines Mount Everest. Sein Untergang wird von einem gigantischen Schweif begleitet, der bis zu neun Millionen Kilometer lang ist. „Wir hatten Glück, dass wir ihn entdeckt haben, während er verschwindet“, sagt Avi Shporer vom Kavli Institute for Astrophysics and Space Research des MIT. „Es ist, als ob er seinen letzten Atemzug getan hätte.“ Exoplanet BD+05 4868 Ab umkreist seinen Stern zu nah – und verglüht Entdeckt wurde der Planet in den Daten des Nasa-Weltraumteleskops „TESS“. Das Team um Shporer und Marc Hon suchte eigentlich nach typischen Signalen von Exoplaneten, die beim sogenannten Transit kurzzeitig das Licht ihres Sterns blockieren. Doch das Signal von BD+05 4868 Ab war anders. „Ich entdeckte zufällig dieses Signal, das sehr ungewöhnlich erschien“, erinnert sich Hon. Der Transit dauerte länger als üblich, und die Menge des blockierten Lichts veränderte sich bei jedem Vorbeiflug des Himmelskörpers. Die Forschenden schlossen daraus, dass der Planet eine lange Struktur aus verdampftem Material – seinen Schweif – hinter sich herzieht. BD+05 4868 Ab ist ein kleiner Gesteinsplanet mit einer Masse zwischen Mond und Merkur, der seinen Stern alle 30,5 Stunden umkreist. Aufgrund der extremen Nähe zu seinem Stern, etwa 20-mal näher als Merkur zur Sonne, wird der Planet auf etwa 1600 Grad Celsius erhitzt. Die Oberfläche besteht vermutlich aus Magma, das verdampft und ins All aufsteigt. „Dies ist ein sehr kleines Objekt mit einer sehr schwachen Schwerkraft, sodass es leicht viel Masse verliert“, erklärt Shporer. Dieser Prozess beschleunigt sich immer weiter, bis der Planet schließlich komplett verschwunden sein wird – vermutlich in ein bis zwei Millionen Jahren. Neu entdeckter Exoplanet ist dem Tode geweiht – ein seltener Fall Von den mehr als 6000 bekannten Exoplaneten befinden sich nur drei weitere in einem ähnlichen Zerfallsprozess, doch BD+05 4868 Ab ist besonders. „Seine Verdunstung ist am katastrophalsten und er wird viel schneller verschwinden als die anderen Planeten“, sagt Hon. Im Sommer soll das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) den Planeten genauer untersuchen, um mehr über die Zusammensetzung seines Schweifs zu erfahren. „Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, die innere Zusammensetzung eines Gesteinsplaneten direkt zu messen“, erklärt Hon. (tab)