In zweieinhalb Jahren ist nur ein einziger Güterzug auf dieser milliardenteuren Bahnstrecke gefahren

In zweieinhalb Jahren ist nur ein einziger Güterzug auf dieser milliardenteuren Bahnstrecke gefahren Von: Nathalie Rudolph Drucken Teilen Die neue ICE-Strecke Wendlingen-Ulm wird entgegen der ursprünglichen Erwartungen kaum für den Güterverkehr genutzt. In den letzten zweieinhalb Jahren hat nur ein einziger Güterzug die neue Trasse befahren. Ulm – Die ICE-Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm in Baden-Württemberg ist im Dezember 2022 in Betrieb gegangen. Sie ist ein rund 60 Kilometer langer Baustein im Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn und Teil des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm. Durch sie verkürzt sich die Fahrzeit mit dem ICE auf der Strecke zwischen Stuttgart und München um rund 20 Minuten. Damit das Projekt zwischen Stuttgart und Ulm überhaupt erst wirtschaftlich wurde, sollten aber nicht nur Züge des Personenverkehrs, sondern auch täglich mehrere Güterzüge die Strecke befahren. Nur ein einziger Güterzug fährt in zweieinhalb Jahren über die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm Dabei sollte es sich um sogenannte leichte Güterzüge handeln, die ein Maximalgewicht von 1.000 Tonnen besitzen. Geplant war ursprünglich, dass 17 solcher Züge täglich über die Filstalbrücke, das Herzstück des Projekts, fahren. Das berichtete die Südwest Presse. Doch dieser Plan scheint bis jetzt nicht aufzugehen. Von Güterzügen fehlt auf der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm jede Spur. Aktuell wird sie nur von Personenzügen befahren. © Christoph Schmidt/dpa/Archivbild Die neu gebaute Strecke ist nämlich noch steiler als die alte Trasse, die sie eigentlich entlasten soll: die Geislinger Steige. Deswegen fahren die allermeisten Güterzüge bis heute weiterhin über den alten Streckenverlauf – weil die Neubaustrecke zu steil für sie ist. Alle, bis auf einen – im Januar 2024 befuhr der erste und bislang einzige Güterzug in zweieinhalb Jahren die Strecke in Richtung Ulm. Weitere Anfragen für Fahrten habe es seitdem nicht gegeben, so ein Pressesprecher der Deutschen Bahn. Alte Strecke weiterhin stark frequentiert Auf der alten Strecke verkehren hingegen aktuell etwa 60 bis 65 Güterzüge pro Tag, so der Bahnsprecher weiter. Bislang rentiert sich das Projekt, das zwischen Wendlingen und Ulm rund vier Milliarden Euro gekostet hat, also nur für die Zeitersparnis von 20 Minuten im Personenverkehr. Stuttgart 21 – Die Entwicklung des größten Bauprojekts in Deutschland Fotostrecke ansehen Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit des Bahnprojekts wurde bereits im Jahr 2010 vom damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) vorgestellt. Der erforderliche Wert von 1,0 wurde nur erreicht, weil die leichten Güterzüge in der Berechnung berücksichtigt worden waren. Sie sollten einen Nutzeneffekt in Höhe von 750 Millionen Euro bringen, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit auf 1 bis 1,5 erhöhte. Ohne die leichten Güterzüge hätte der Wert nur bei 0,92 gelegen – also unter der erforderlichen Wirtschaftlichkeit.