Wer für den Bund arbeitet, soll künftig nicht mehr verdienen als in der Privatwirtschaft. Das fordert ein Vorstoss von Jürg Grossen (GLP), der selbst vom Bundesrat unterstützt wird und bald ins Parlament kommt. Hohe Staatslöhne : Zwölf Prozent Lohnplus beim Bund – damit dürfte bald Schluss sein Darum gehts GLP-Präsident Jürg Grossen fordert in einem breit abgestützten Vorstoss marktgerechte Löhne beim Bund. Dieser konkurrenziere mit seinen hohen Löhnen die Privatwirtschaft. Tatsächlich verdient ein Bundesangestellter laut Studien der Universität Luzern durchschnittlich 10'000 Franken oder zwölf Prozent mehr als eine Person in einer vergleichbaren Position in der Privatwirtschaft. Der Bundesrat unterstützt die Motion, die Kritik daran kommt aus dem linken Lager. Die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber spricht von einer «unschönen Polemik» und kritisiert die Studie. Die Löhne beim Bund liegen deutlich über jenen in der Privatwirtschaft. Im Schnitt verdienen Bundesangestellte zwölf Prozent mehr als ihre Gspänli in vergleichbaren Positionen. Zu diesem Befund kamen mehrere Studien der Universität Luzern. Gegenüber der «SonntagsZeitung» sprach Christoph Scheidegger, Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Luzern, von einer Differenz von durchschnittlich 10'000 Franken. Rechnet man diese auf die rund 39'000 Vollzeitstellen hoch, ergibt sich ein jährliches Sparpotential von etwa 390 Millionen Franken. Bund kritisiert Lohnstudien der Universität Luzern Das Personalamt des Bundes bemängelt die Studien der Universität Luzern von 2023 und 2024. Man habe die Einschätzungen zweier unabhängiger Salärexperten eingeholt: «Gestützt auf diese Analyse teilen wir die Ergebnisse der IWP-Studien nicht», teilt Sprecher Anand Jagtap auf Anfrage mit. Methodik und Datengrundlage seien für aussagekräftige Ergebnisse nicht geeignet: «Sie sind zu grob.» Er verweist auf die vom Bund in Auftrag gegebene PWC-Studie. Diesen Lohngraben will Jürg Grossen, Nationalrat und GLP-Präsident, nun beseitigen. Seine Motion, die «marktgerechte» Löhne beim Bund fordert, wird von Vertretern aus der SVP, FDP und Mitte unterstützt und selbst der Bundesrat will den Löhnen seiner Beamten an den Kragen. In seiner Stellungnahme schreibt er, dass er die «Marktorientierung» durch den Einsatz von Lohnkurven weiter stärken und mit der Lohnentwicklung verbundene Automatismen per Anfang 2026 aufheben will. «Einen Durchschnittslohn von über 130'000 Franken können Sie vergessen in der Privatwirtschaft», sagt GLP-Präsident und Nationalrat Jürg Grossen. Samuel Schalch / Tages-Anzeiger «Das Lohnsystem soll so stärker den Lohnsystemen anderer Unternehmen angepasst werden», sagt Anand Jagtap, Sprecher des Personalamts, auf Anfrage. Unbeantwortet bleibt indes die Frage nach den finanziellen Auswirkungen dieser Anpassung. Laut dem Bund stiegen die Löhne in den letzten zehn Jahren nicht stärker als in der Privatwirtschaft. «Der Bundesrat hat denn auch die Motion nicht angenommen, um eine Einsparung zu realisieren, sondern um der grundsätzlichen Forderung der Motion, marktgerechte Löhne zu zahlen, noch besser entsprechen zu können», so Jagtap. Jürg Grossen: «Benefits auch ohne höhere Löhne» Das Problem besteht laut Grossen darin, dass der Bund mit seinen hohen Löhnen die Privatwirtschaft konkurrenziere. Gerade für kleine und mittelgrosse Unternehmen sei es schwierig bis unmöglich, mit den steuerfinanzierten Verwaltungslöhnen mitzuhalten: «Einen Durchschnittslohn von über 130'000 Franken können Sie vergessen in der Privatwirtschaft», sagt Grossen auf Anfrage von 20 Minuten. Unter «marktgerecht» verstehe er, dass die Bundeslöhne im Schnitt nicht höher sein dürfen als in der Privatwirtschaft. Findest du es richtig, dass der Bund im Schnitt höhere Löhne zahlt als die Privatwirtschaft? Ja, das garantiert, dass die besten Köpfe im Staatsdienst arbeiten. Nein, diese Differenz ist nicht gerechtfertigt. Ich zweifle diese Studie an. Dazu hab ich keine Meinung. Auch ohne die höheren Löhne biete der Staat vorteilhafte Arbeitsbedingungen. etwa in puncto Sozialversicherungen, Pensionskasse, Ferien oder Arbeitszeit: «Der Staat übernimmt wichtige Aufgaben, das möchte ich nicht kleinreden. Aber sie haben nicht mehr Wert als die ebenfalls anspruchsvollen Aufgaben in der Privatwirtschaft, welche die Wertschöpfung am Markt generiert.» Der GLP-Parteipräsident blickt der Abstimmung im Nationalrat zuversichtlich entgegen. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Spardebatte rund um das Entlastungspaket des Bundesrats. Katharina Prelicz-Huber: Kritik an der Studie Kritik an der Lohnabbau-Motion kommt aus dem linken Lager. Katharina Prelicz-Huber politisiert für die Grünen im Nationalrat und hat als ehemalige Präsidentin des Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) einen gewerkschaftlichen Hintergrund. Auf Anfrage spricht sie von einer «unschönen Polemik» und kritisiert die Studie von Schaltegger als zu wenig differenziert: «Im oberen Kader sind die Löhne beim Bund tiefer als in der Privatwirtschaft.» «Im untersten Segment zahlt der Staat mehr und das ist auch richtig so», sagt die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. 20min/Matthias Spicher Prelicz-Huber verweist auf eine Studie, welche der Bund bei der Wirtschaftsprüferin PWC in Auftrag gab: «Sie beweist, dass die Löhne beim Bund über alles gesehen nicht höher sind als in der Privatwirtschaft.» Der Markt zahle zudem nicht automatisch gerechte Löhne – im Gegenteil: «Im untersten Segment zahlt der Staat mehr und das ist auch richtig so», sagt sie. Wer sauber putze, solle anständig entlohnt werden: «Hier muss die Privatwirtschaft nachziehen.» Kritik gibt es aber auch an der PWC-Studie. Jürg Grossen bemängelt, dass sie nur die Löhne von leitenden Bundesangestellten mit solchen in grossen börsenkotierten Unternehmen vergleiche: «Sie klammert die kleinen und mittleren Unternehmen, die 99 Prozent aller Unternehmen ausmachen, komplett aus.»