Platinblonde Haare, nackte Haut und Designerkleidung. Schon seit jeher provoziert Shirin David mit ihrem Barbie-Image – was sie auch bei ihrer aktuellen „Schlau aber Blond“-Tour fortführte. Nach 14 Konzerten endete die Reise am Freitag in Stuttgart. Dort lud Shirin zum letzten Mal ins Barbie-Traumhaus ein. Der Vergleich mit der Mattel-Puppe stammt von der Musikerin selbst, wenn sie rappt: „Barbies echter Name ist Barbara.“ So heißt Shirin David mit bürgerlichem Namen. Die Performance hatte es in sich: Mal regnete es Rosenblätter, mal schwebte Shirin David mit Engelsflügeln auf die Bühne, mal ließ sie sich auf einem herzförmigen Podest im Kreis drehen, mal räkelte sie sich im Regen. Achtmal wechselte sie passend zur Musik und Tanzeinlage das Outfit, wobei die Looks bei jedem Konzert etwas variierten. Shirin David ist eine Perfektionistin, die nichts dem Zufall überlässt. Das zeigte sie nun nach ihrer ersten „Bitches Brauchen Rap“-Tour ein zweites Mal. Das Konzert eröffnete die 30-Jährige mit ihrem Song „GRWM“, eine Abkürzung für das im Internet beliebte Format „Get Ready with Me“, bei dem gezeigt wird, wie man sich für einen bestimmten Anlass kleidet und frisiert. Passend dazu stand Shirin mit dem Rücken zum Publikum vor einer Spiegelwand. Ihr Outfit: irgendwo zwischen Büro und Anime. Ihr kurzes Nadelstreifenkleid mit ausgestelltem Rock war eine Maßanfertigung des Berliner Designers Sven Hope. Darunter trug sie ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte, an den Füßen weiße Nylonstrümpfe und schwarze Riemchen-Heels. Ein Eyecatcher war zudem ihre Brille mit Strass-Schleife der chinesischen Marke Shushu/Tong. Externer Inhalt von Instagram Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen . Externe Inhalte aktivieren Eine Kunstfigur des aktuellen Zeitgeistes Für den Song „Heidi“ musste das Bürokleid weichen, darunter kam Look Nummer zwei zum Vorschein: ein weißer Spitzenbody, der an Shapewear erinnerte. Shirin David setzt ihren Körper gern in Szene. In den sozialen Medien zeigt sie Ausschnitte ihrer Gym-Routine, ihr Rezept für Matcha-Latte mit Kollagenpulver oder verrät, dass sie Rinderbrühe trinkt und Eier von grasgefütterten Hühnern isst. Auch von ihren Schönheitseingriffen, darunter zwei Nasen-OPs, Botox-Behandlungen und ihr Brazilian Butt Lift, erzählt sie. All das thematisiert sie auch in ihren Songs mit Zeilen wie: „Geh ins Gymmi, werde skinny“, oder: „Skincare, Collagen, Selleriesaft, SPF, ich bin ready gemacht“. Kritiker finden das unfeministisch, Fans sehen darin eine schlau-ironische Analyse der Selbstoptimierungskultur. Fest steht: Shirin David hat sich mit ihrem Album „Schlau aber Blond“ selbst zu einer Kunstfigur des aktuellen Zeitgeistes stilisiert. Im Rahmen des Nullerjahre-Revivals gehört zu diesem auch wieder Leo-Print. Der dritte Look der Künstlerin war einem eng anliegenden Leo-Einteiler von Dolce & Gabbana mit passender Baskenmütze. Begleitung hatte sie von Newcomer-Rapper Sampagne, mit dem sie den gemeinsamen Song „It Girl“ performte. Auch der 23-Jährige sowie die Background-Tänzer trugen Leo-Print. Weiter ging es mit einem lässigeren Outfit, passend zu ihren nun folgenden Rap-Songs „90-60-111“ und „Lächel Doch Mal“. Zur locker sitzenden Jeans von Acne Studios trug sie ein weißes T-Shirt von DSQUARED2, das einen roten Satin-BH entblößte. Für einen maskulinen Anstrich sorgten schwere, braune Stiefel und ein Gürtel im Werkstatt-Look, Pyrotechnik heizte die Stimmung in den Konzertsälen zusätzlich an. Externer Inhalt von Instagram Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen . Externe Inhalte aktivieren Während Shirin beim Boxenstopp im Backstage neue Outfits anlegte, mussten die Zuschauer keineswegs auf sie verzichten: In der Wartezeit gab es die Rapperin in Videoform. In kleinen Sketcheinlagen schlüpfte Shirin mal in die Rolle einer Teleshopping-Moderatorin, um galant ihre neue Skincare-Linie zu bewerben, oder verkörperte eine Callcenter-Mitarbeiterin der fiktiven „Babsi Hotline“, inklusive Ratschlägen wie: „Sei arrogant, sei eingebildet, lieb dich selbst, denn alles an dir kostet mehr, als er im Monat verdient.“ Von burschikos bis ladylike Danach wurde es sowohl musikalisch als auch modisch wieder ladylike. Mit dem Song „Unsichtbar“ aus ihrem 2019 erschienenen ersten Album „Supersize“ kam sie zurück auf die Bühne. Alles andere als unsichtbar: Ihr weiter, cremefarbener Satinrock – eine Maßanfertigung der amerikanischen Designerin Claire Sullivan. Dazu trug sie ein weißes, bauchfreies Longsleeve-Top sowie funkelnde Over-Ear-Kopfhörer. In dieser ruhigeren Passage des Konzerts erleuchtete die Bühne mit einem Meer aus Lichtpunkten, das die Zuschauer mit ihren Handy-Taschenlampen aufgriffen. Als ein Tänzer den weiten Rock abnahm, kam darunter Look Nummer sechs zum Vorschein: weiße Shorts mit reichlich Rüschen aus Tüll am Gesäß. Shirins Twerk-Einlage beim Song „Baby Bounce x Oz“ bekam so das gewisse Extra. Externer Inhalt von Instagram Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen . Externe Inhalte aktivieren Zum Song „Babsi Bars“ kam die Musikerin im bodenlangen, braunen Fake-Fellmantel der Berliner Marke GmbH auf die Bühne. Der Mantel blieb nicht lange an und enthüllte einen ebenso felligen Minirock über einem beigen Mesh-Bodysuit der Marke Ex-Myzska. Fake-Fell verträgt sich nicht gut mit Regen, weswegen der Look beim großen Finale zum Song „Bauch, Beine, Po“ einem sportlichen Trikotkleid weichen musste. Ein durchdringender Bass ließ eine Gewitterstimmung aufkommen. Dann ließ Shirin es auf sich und ihre Tänzerinnen regnen. Zusammen wälzten sie sich durchs Nass, schmissen die nassen Haare durch die Luft. Ein Zitat des zugehörigen Musikvideos und eine Lebensweisheit, die Shirin perfektioniert hat: Im Regen tanzen.