Was für ein Glück, dass der 1. FC Union Berlin in den vergangenen Wochen so viele Punkte gesammelt und folglich bereits seit dem spektakulären 4:4 gegen den VfB Stuttgart den Klassenerhalt sicher hat. Sonst hätten sich die Feindseligkeiten zwischen dem VfL Bochum und den Eisernen womöglich an diesem Sonntagnachmittag im Ruhrstadion noch auf den Platz übertragen. Und wer weiß: Vielleicht hätte ein „Fan“ mal wieder irgendetwas über den Zaun hinweg Richtung Akteure geschleudert, um damit im schlimmsten Fall vorsätzlich Einfluss auf den Ausgang des Spiels zu nehmen. Sie wissen schon: Da war ja beim Hinspiel am 14. Dezember vergangenen Jahres die Sache mit dem Feuerzeug und dem vom Feuerzeug getroffenen Torwart und der anschließende Rechtsstreit zwischen den Klubs hinsichtlich der Wertung der Partie, die an sich mit einem 1:1 zu Ende gegangen war. Bochum bekam dabei von den Gremien des DFB erst mal im Nachgang den Sieg und damit drei Punkte zugesprochen. Union wollte dies nicht akzeptieren, zog schließlich vors Ständige Schiedsgericht, das in letzter Instanz in den kommenden Tagen ein Urteil sprechen wird. So viel steht schon mal fest: Die Nummer zählt zu den großen Aufregern der Bundesligasaison 2024/25. Vielsagendes Banner der Union-Fans Für die Köpenicker wird das Urteil des Schiedsgerichts aus sportlicher Sicht keine Rolle spielen, für die Bochumer womöglich schon. Es könnte sogar über ihre Ligazugehörigkeit entscheiden. Dabei wünscht dem VfL wohl niemand den siebten Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklasse - oder gibt es im Osten Berlins dann doch ein paar wenige, die das tun? Die Anhänger der Eisernen kommentierten dies alles im Ruhrstadion zunächst mal mit einem Banner, das sie vor Spielbeginn entrollten. Darauf war zu lesen: „Feuer und Flamme für Union“. Und zu sehen - dreimal darf man raten: ein großes Feuerzeug. Und nun aber endlich zum Sport an sich. Zum Duell zwischen „Akuter Abstiegsgefahr“ und „Gebannter Abstiegsgefahr“, das von Minute zu Minute unterhaltsamer wurde und letztlich 1:1 endete. So bleibt den Bochumern (21 Punkte) eigentlich nur noch die Hoffnung auf ein kleines Wunder. Heidenheim, der Tabellensechzehnte, hat nämlich nach dem überraschenden 1:0-Erfolg bereits 25 Punkte auf dem Konto. Union kommt nun auf 36 Punkte. Hollebach (Nummer 16) trifft zum 1:0. DeFodi Images/Imago Hollerbach wagt die Direktabnahme All das, was die Gastgeber in den Anfangsminuten einbrachten, bereitete dem Team von Union-Trainer Steffen Baumgart erst mal keine allzu großen Probleme. Der zuletzt als Torschütze gefeierte Leopold Querfeld, Danilho Doekhi und Diogo Leite waren in der von ihnen gebildeten Dreierabwehrkette hellwach, genauso wie die Flügelspieler Tom Rothe und Christopher Trimmel, sodass Keeper Frederik Rönnow nicht einmal fliegen oder abtauchen musste. Nur im Aufbauspiel, in der Spielfortsetzung von Abwehr auf Mittelfeld haperte es wieder mal ein bisschen. Nichtsdestotrotz stand es zur Halbzeit 1:0 für die Gäste. Weil die aus einer Chance ein Tor, die Bochumer aus eineinhalb Chancen kein Tor gemacht hatten. Siebzehn Minuten waren gespielt, die Eisernen bis dahin noch nicht einmal gefährlich vors Bochumer Tor gekommen, als Benedict Hollerbach nach einem Eckstoß von Trimmel und einer unsauberen Abwehraktion der Bochumer den Mumm für eine Direktabnahme hatte und sein Volleyschuss aus 18 Metern über das Knie von Bochums Maximilian Wittek tatsächlich den Weg ins Tor fand. Timo Horn, der den im Hinspiel vom Feuerzeug getroffenen Patrick Drewes den Rang als Nummer eins abgelaufen hat, war chancenlos. 32 Minuten wiederum waren gespielt, als Rönnow mit einem zu laschen Faustabwehr Bochums Jakov Medic ins Spiel brachte, dessen Schuss allerdings von Querfeld per Kopf zur Ecke abgewehrt werden konnte. Zehn Minuten später hatte Medic eine weitere Chance zum Ausgleich, doch bei seinem Versuch einer Direktabnahme blamierte er sich bis auf die Knochen. Union-Keeper Frederik Rönnow kann zunächst den Strafstoß von Bero parieren, im Nachschuss trifft der Bochumer aber zum 1:1. Koch/Imago Leite muss mit der Trage in die Kabine getragen werden Weitaus mehr gibt es da schon aus Hälfte zu berichten. Andrej Ilic beispielsweise hatte nach einem gekonnten Steilpass und einem einsamen Lauf aufs gegnerische Tor bereits in der 50. Minute die Gelegenheit zum womöglich vorentscheidenden 2:0. Horn allerdings brachte zwei Fingerspitzen an den Ball, sodass der nur den Außenpfosten streifte. Sieben Minuten später hechtete sich Rönnow vergeblich nach einem Schuss von Tom Krauß, verpasste diesen, doch der Pfosten stand dem Dänen hilfreich zur Seite. Spätestens ab diesem Moment war es ein offener Schlagabtausch, mit zum Teil wilden Szenen. Bei einer dieser wilden Szenen wurde Leite von einem Schuss aus Nahdistanz am Kehlkopf bzw. am Kinn getroffen, musste nach längerer Behandlung auf einer Trage mit Halskrause in die Kabine getragen werden (64.). Für den Portugiesen kam Kevin Vogt ins Spiel, der gebürtige Bochumer, der umgehend gefordert war und aus nächster Nähe mit ansehen musste, wie Querfeld an der Strafraumgrenze von Dani de Wit in einen Zweikampf verwickelt wurde. Querfeld zog an de Wits Trikot, was Schiedsrichter Deniz Aytekin mit einem Freistoß ahndete. Dann allerdings schaltete sich der VAR ein, bedeutete dem Hauptschiedsrichter, dass der Regelverstoß doch innerhalb des Strafraums begangenen wurde. Also nicht Freistoß, sondern Strafstoß, der von Rönnow zunächst pariert werden konnte, im Nachschuss allerdings traf Matus Bero zum inzwischen dann doch verdienten Ausgleich. Durch die zahlreichen Unterbrechungen kam es zu einer rekordverdächtig langen Nachspielzeit von zehn Minuten, in denen die Bochum noch einmal dem Sieg ganz nahe waren. Doch Rönnow entschärfte de Wits Direktabnahme auf spektakuläre Art und Weise.