Mitten im Jahr steigen die Beiträge der Krankenkassen - das ist der Grund

Mitten im Jahr steigen die Beiträge der Krankenkassen – das ist der Grund Von: Lars-Eric Nievelstein Drucken Teilen Einige Krankenkassen erhöhen ihre Beiträge im Laufe des Jahres. Dahinter verbirgt sich ein Plan. Kritik kommt von den Wettbewerbern. Berlin – Bei den Krankenkassen steht die neue Regierung unter Zugzwang. Mehrere Legislaturperioden lang wurde die Modernisierung des Gesundheitssystems versäumt, außerdem treibt die Inflation die Ausgaben für Personal und medizinische Leistungen an. So fasste es jedenfalls Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zusammen. Die Krankenkassen wiederum schlagen seit Monaten Alarm – und greifen zu Tricks. Krankenkassen erhöhen Zusatzbeitrag – das „führt die Beitragszahler hinters Licht“ Die finanzielle Lage sei schlecht, trotz Rekordeinnahmen reiche das Geld kaum. Einige Krankenkassen greifen zu Tricks bei der Beitragsberechnung, um Kunden von der Konkurrenz zu gewinnen. Die BKK Firmus beispielsweise hatte den Zusatzbeitrag zum Jahresbeginn um 0,9 Prozent erhöht – und vor wenigen Tagen (23. April) angekündigt, ihn zum 1. Mai 2025 von 1,84 Prozent auf 2,18 Prozent heben zu wollen. In einer Pressemeldung teilte die Kasse mit, trotzdem die „günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse“ zu sein. Krankenkassen erhöhen Beiträge jetzt mitten im Jahr – das steckt dahinter © IMAGO / Andreas Franke Das sorgte für Kritik vonseiten anderer Krankenkassen. „Wenn eine Kasse wie die BKK Firmus nur vier Monate nach einer auffällig niedrigen Festsetzung ihren Beitragssatz nach oben korrigiert, dann trickst sie und führt die Beitragszahler hinters Licht“, zitierte die Wirtschaftswoche Olaf Woggan, den Chef der konkurrierenden AOK Bremen/Bremerhaven. Den Zusatzbeitrag in zwei Schritten anzuheben, sei ein Trick, um zu Jahresbeginn mit niedrigeren Erhöhungen attraktiver zu wirken – nur, um mehrere Monate später eine zweite Erhöhung durchzuführen. Woggan pochte darauf, dass alle Krankenkassen zu solider Haushaltsführung und seriöser Kalkulation verpflichtet seien. BKK Firmus gab an, schon „vor einigen Wochen“ eine entsprechende Ankündigung gemacht zu haben. Mit den Beitragserhöhungen mitten im Jahr ist BKK Firmus jedoch nicht allein: Anfang April hatten ebenfalls einige Kassen ihre Zusatzbeiträge erhöht, darunter die BKK Salzgitter, BKK VerbundPlus und BKK24. „Wir haben Rekordbeitragssätze“ – Krankenkassen warnen vor finanzieller Belastung Auch laut dem GKV Spitzenverband ist die Lage ernst. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hatte Doris Pfeiffer, GKV-Vorstandsvorsitzende, angegeben: „Wir haben Rekordbeitragssätze, wir haben nur noch sieben Prozent einer Monatsausgabe als Reserve, in den letzten zwei Monaten gab es sechs weitere Beitragssatzerhöhungen und die einzige Antwort darauf scheint eine Kommission zu sein, die erst im Frühjahr 2027 Ergebnisse vorlegen soll.“ Das sei viel zu spät. Vielmehr sei ein sofortiges Handeln notwendig, um die Beitragssätze zu stabilisieren. „Zum Schutz der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler brauchen wir in einem ersten Schritt kurzfristige Maßnahmen zur Finanzstabilisierung“, erklärte Pfeiffer. Sie fordert ein neues Gesetz genau dazu und außerdem einen Aufschub bei Ausgaben. „Ein Weiter-so in der Gesundheitspolitik ist keine Option“, sagte Pfeiffer. In dem Fall würden die Zusatzbeiträge unweigerlich „durch die Decke“ gehen. Die Politik müsse gegensteuern, ansonsten steige die finanzielle Belastung für Arbeitgeber und Versicherte weiter. Das könne sich angesichts der wirtschaftlichen Lage niemand leisten. Zusatzbeitrag steigt – so sieht die Erhöhung bei Krankenkassen aus Der Krankenkassenbeitrag setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: dem sogenannten allgemeinen Beitragssatz, der gesetzlich auf 14,6 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens berechnet wird, und einem individuell festgelegten Zusatzbeitrag. Die 14,6 Prozent reichen den Krankenkassen nicht aus, um die Kosten zu decken. Arbeitnehmer und -geber teilen sich darum noch einen Zusatzbeitrag. Diesen bestimmen die Krankenkassen selbst. Die Krankenkassen Deutschland stellen eine Übersicht zur Verfügung, auf der die jeweiligen Zusatzbeiträge aller regional und überregional arbeitenden Krankenkassen verzeichnet sind. Von 2024 auf 2025 erhöhten sich viele Zusatzbeiträge drastisch. Laut Krankenkassen.de hatten viele Kassen ihre Zusatzbeiträge mehr als verdoppelt. Versicherte sollten regelmäßig vergleichen und gegebenenfalls ihre Kasse wechseln – damit lässt sich Geld sparen.