Berlin. Menschen verkleiden sich als Hexen und tanzen um ein Feuer. Warum eigentlich? Und warum heißt die Nacht auf den 1. Mai Walpurgisnacht? Die Nacht vor dem 1. Mai ist in Deutschland als Walpurgisnacht bekannt Mancherorts auch als der Tanz in den Mai oder Hexensabbat Was hat es damit auf sich? In der Nacht zum 1. Mai verkleiden sich in manchen Teilen Deutschlands die Menschen als Hexen und tanzen um Feuer. Vielerorts veranstalten Gemeinden auch Umzüge. Was ist die Walpurgisnacht genau? Warum ist auch vom Hexensabbat die Rede? Woher kommt der Brauch – und wer gab der Nacht ihren Namen? Woher kommt der Brauch der Walpurgisnacht? Der Brauch, der traditionell in Nord- und Mitteleuropa beheimatet ist, geht auf heidnische Frühlingsfeste und eine gehörige Portion Aberglauben zurück. Am Abend des 30. April sollen die Hexen im Harz zum Brocken geritten sein, um sich dort am Feuer mit dem Teufel zu paaren. Unterwegs verhexten sie alles, was ihnen in die Quere kam. In manchen Gegenden wird der Tag auch als „Tanz in den Mai“ begangen. Der Walpurgis-Kult hat aber auch christliche Ursprünge. Woher hat die Walpurgisnacht ihren Namen? Benannt ist die letzte Aprilnacht nach der Heiligen Walburga, die im 8. Jahrhundert Äbtissin in Bayern war. Der 1. Mai ist der Tag der Heiligsprechung der Volksheiligen. Sie wurde um 710 in England geboren und war Begründerin des Benediktinerinnen-Klosters im fränkischen Heidenheim. Als Hexen verkleidete Frauen stehen vor einem Lagerfeuer, um in der Nacht zum 1. Mai das traditionelle Walpurgisfest zu feiern. © Urs Flueeler | Unbekannt Nach ihrem Tod am 25. Februar 779 wurden Walburgas Gebeine nach Eichstätt in Bayern gebracht. Aus der Steinplatte, auf der ihre Reliquien ruhen, soll alljährlich eine Öl-ähnliche Flüssigkeit quellen – das Walburgisöl, das angeblich gegen alle seelischen und körperlichen Leiden hilft und in Fläschchen an die Gläubigen verkauft wird. Die Heilige ist auch Patronin für das Gedeihen der Feldfrüchte: Bei Hungersnöten und Missernten, Hundebiss, Tollwut, Pest, Seuchen, Husten, Augenleiden und Sturm beteten Gläubige zu Walburga. Auch interessant Feiertag Was wird am 1. Mai gefeiert? Traditionen zum Feiertag erklärt Von Eileen Wagner Mit dem Hexenbrauchtum hat Walburga wenig zu tun. Die beiden Traditionen haben sich irgendwann verbunden. Hexenbrauchtum wurzelt in vorchristlichen Frühjahrsbräuchen, bei denen die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde. Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling. Wie wird die Walpurgisnacht gefeiert? Hexentanz in Thüringen © Funke Medien Thüringen | Marco Schmidt Besonders im Harz wird die wilde Nacht gefeiert – und das schon seit Jahrhunderten. Zu den Walpurgisfeiern werden in der Nacht zum 1. Mai im Harz Zehntausende von Besuchern erwartet. Die größten Feiern in Sachsen-Anhalt finden in Thale und Schierke statt. Zu den niedersächsischen Hochburgen gehören neben Bad Grund auch Braunlage, Hahnenklee und Wolfshagen. Nach altem Volksglauben fliegen Hexen auf ihren Besen vom Hexentanzplatz in Thale (Sachsen-Anhalt) auf den nahe gelegenen Brocken (Blocksberg), um ausschweifend mit dem Teufel zu feiern. Zwei kostümierte Walpurgisgäste erobern am Nachmittag das Rathaus in der Stadt Wernigerode. Im Harz gibt es vielerorts Walpurgisfeiern. © DPA Images | Matthias Bein Auf dem Brocken, dem höchsten Berg im Harz, gab es im Jahr 1896 die erste für Touristen organisierte Walpurgisfeier. Ab 1899 konnten die Gäste mit der Brockenbahn den Berg hinauffahren. Aber bereits zwei Jahre später bereitete der damalige Brockenbesitzer, der Fürst von Stolberg-Wernigerode, dem Spektakel per Dekret ein Ende. Felsformationen auf dem Brocken tragen bis heute die Namen „Hexenaltar“ und „Teufelskanzel“. Was hat die Walpurgisnacht mit Goethe zu tun? Literarisch bekannt geworden sind die Feiern dank Johann Wolfgang von Goethe, der das schaurige Treiben auf dem mit 1141 Metern höchsten Berg Norddeutschlands in seinem „Faust“ verarbeitet hat. Darin überredet Mephisto Faust, an einer Hexenfeier auf dem Brocken im Harz teilzunehmen. „Dort strömt die Menge zu dem Bösen; da muss sich manches Rätsel lösen“, hofft der verzweifelte Forscher. Das Beste am Sonntag Die besten Geschichten der Woche – exklusiv ausgewählt von Birgitta Stauber. Jetzt Anmelden! Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu. Die erste organisierte Walpurgisfeier auf dem Brocken ist aus dem Jahr 1896 überliefert. Aber auch in Sachsen und anderen Regionen ist das Brauchtum lebendig. Hunderte Hexenfeuer lodern traditionell etwa in der sorbischen Oberlausitz. Tatsächlich war die vermeintliche Teilnahme an solch einem „Hexensabbat“ ein Hauptanklagepunkt bei zahlreichen Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Nach heutigen Schätzungen fielen dem Hexenwahn bis zu 60.000 Frauen, Männer, sogar Kinder zum Opfer, fast die Hälfte davon in Deutschland. mit dpa/epd/kna