Katherina Reiche und Guttenberg - ein neues Traumpaar der Politik?

Kopiere den aktuellen Link Zur Merkliste hinzufügen Die künftige Wirtschaftsministerin Katherina Reiche und Karl-Theodor zu Guttenberg wirken wie ein Traumpaar der Politik. Doch der Hype von einst wird sich nicht wiederholen. Es ist ein Paar, das die Fantasie anregt. Die designierte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche ist mit dem früheren Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg liiert. Ausgerechnet zwei aus dem gleichen Ressort möchte man hier schon juchzen, obwohl das in diesem Zusammenhang nun wirklich die geringste Bedeutung hat, zumal die meisten Deutschen Guttenberg vor allem als schneidigen Verteidigungsminister in Erinnerung haben. Aber es gibt ja noch viele andere Gründe, "ausgerechnet!" zu rufen. Katherina Reiche und Guttenberg kennen Schlagzeilen übers Privatleben Ausgerechnet Karl-Theodor zu Guttenberg, der Mann, dessen erste Ehe schon einmal als deutsche Version der Kennedys für die Titelblätter der Republik taugte, ausgerechnet KT und Katherina, CSU und CDU, sie einst das Poster-Girl einer sich teilweise widerwillig auf modern trimmenden Union. Beide waren ausgerechnet politische Zöglinge Angela Merkels – und ausgerechnet unter Friedrich Merz findet ihre Beziehung nun offiziell ins Licht der Öffentlichkeit. Also: endlich wieder ein bisschen Glamour in der Bundespolitik? Wer darauf hofft, wird schon von der nüchternen Sprache ausgebremst, in der Medienanwalt Christian Schertz am Montag die Liaison bestätigte. Katherina Reiche und Karl-Theodor zu Guttenberg seien schon vor geraumer Zeit eine Beziehung eingegangen, lies der Anwalt über die Deutsche Presse-Agentur (dpa) verbreiten, vielleicht auch weil deren politische Berichterstattung in aller Regel nicht von Liebesgeschichten dominiert wird. Schertz machte damit amtlich, worüber schon im Sommer 2024 in einzelnen Medien gemutmaßt worden war, nachdem Reiche und Guttenberg in Kitzbühel gemeinsam Silvester gefeiert und einige Monate später zusammen beim Reitturnier CHIO in Aachen gesichtet und sogar fotografiert worden waren. "Beziehung eingegangen": Das klang mehr nach einer Firmenfusion als nach Liebe, mehr nach Vertragsabschluss als nach Emotion. Der nüchterne Sound mag von Schertz‘ Klienten durchaus gewünscht worden sein. Denn beide, Reiche und Guttenberg, wissen nur zu gut, was es heißt, wenn das Privatleben prominenter Politiker ausgeleuchtet wird. Es ist mehr als 20 Jahre her, als Katherina Reiche schon einmal mit einem Kabinettsposten in Verbindung gebracht wurde, zumindest zu Werbezwecken. Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber von der CSU hatte die damals 28jährige Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete im Juli 2002 in sein Kompetenzteam berufen, auf ausdrückliche Empfehlung der CDU-Vorsitzenden. Angela Merkel hatte auch darauf gedrungen, dass Reiche die Zuständigkeit für die Familienpolitik bekam. Das war deshalb ein unionsinterner Knaller, weil Reiche, damals Mutter eines Kindes und mit dem zweiten gerade schwanger, sich im Beziehungsstatus der sogenannten "wilden Ehe" mit ihrem Lebensgefährten Sven Petke befand, seinerzeit Generalsekretär der Brandenburger CDU. Reiche als Ministerin? Kirche und Konservative waren entsetzt Reiche war eine liberale Ostdeutsche wie Merkel, setzte sich für den Einsatz embryonaler Stammzellen in der Forschung ein und stand auch sonst nicht für den konservativen Mainstream. Die Katholische Kirche und die Traditionsbataillone der Union machten mobil, auch unter Mitwirkung namhafter Frauen, die ihre politischen Felle davonschwimmen sahen. Aber Stoiber stand und forderte eventuelle Kritiker dazu auf, sich nicht an Frau Reiche, sondern direkt an ihn zu wenden. Reiche kam ihren Widersachern entgegen, indem sie gleich die nächste listige Provokation mitlieferte: "Für uns steht fest, dass wir heiraten wollen“, sagte sie über sich und ihren Lebensgefährten, "aber das Wie und Wo und Wann überlassen Sie uns." Tatsächlich heiratete Reiche erst 2003, als Stoiber die Wahl längst verloren hatte. Mittlerweile ist das Ehepaar Petke/Reiche getrennt. Karl-Theodor zu Guttenberg hingegen erfüllte viele Sehnsüchte der Konservativen und auch darüber hinaus. Mit seiner Bockigkeit bei der Opel-Rettung auf Staatskosten avancierte er als Wirtschaftsminister zum Liebling der Marktliberalen. Als Verteidigungsminister löste er die finanziellen Probleme der Bundeswehr, indem er die Union so lange schwindlig redete, bis sie die Wehrpflicht abschaffte, was sie heute bereut. Mit dem Times Square in New York im Hintergrund präsentierte er sich als Mann von Welt. Und mit seiner Frau Stefanie an der Seite ließ er sich für einen Spiegel-Titel ablichten ("Die fabelhaften Guttenbergs") in dem beiden ein "Paarlauf ins Kanzleramt" prognostiziert wurde. Dort saß damals Angela Merkel und sah’s mit Wohlgefallen. Die begeisterte Leserin von Boulevardzeitschriften, in denen sie auch Klatsch und Tratsch über französische Präsidenten und ihre Liebschaften verfolgte wie zum Beispiel Nicola Sarkozy und Carla Bruni, befand einmal in kleiner Runde, dass so ein bisschen Glanz in der Politik Deutschland doch ganz guttun würde. Passend dazu machte sie 2010 Christian Wulff zum Bundespräsidenten und mithin Bettina Wulff zur strahlenden Präsidentengattin. Als Guttenberg wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit in Kritik geriet, verteidigte die Kanzlerin ihn zunächst mit der Begründung, sie habe ihn als Minister bestellt "und nicht als wissenschaftlichen Assistenten". Retten konnte sie ihn damit nicht mehr. Man blieb aber im Kontakt, mindestens einmal besuchte Guttenberg Merkel später noch im Kanzleramt. Ende 2022 verpflichtete der Sender RTL, zu dem auch der stern gehört, Guttenberg für die Moderation eines Jahresrückblicks und einige Dokumentationen. Als Sprungbrett zurück in die Politik wollte er das nicht verstanden wissen. "Alle, die so etwas denken, muss ich enttäuschen", sagte er damals dem stern. "Was meine Eitelkeit angeht, habe ich eine sehr ungesunde Überdosis schon gehabt. Das braucht man nicht noch mal."