Google Workspace erhält Bestandteile von NotebookLM – und mehr Neuerungen

Alphabet ist ein großes, zuweilen unübersichtliches Unternehmen. Da kann es schon einmal vorkommen, dass eine Abteilung nicht weiß, was die andere tut – oder zumindest Produkte und Features nicht oder erst spät (mit)nutzt, die im Unternehmen längst in ordentlicher Qualität vorhanden sind. Anzeige So "glänzt" die Tochter YouTube aktuell immer noch mit einer von zahllosen Nutzern verhassten robotischen Übersetzungsfunktion für Texte und Stimmen, obwohl der Konzern sowohl als Bestandteil seines KI-Systems Gemini als auch beim Podcast-Feature von NotebookLM eine nahezu perfekte Spracherzeugung hinbekommt. Kunden des Office-Pakets Workspace können sich nun allerdings freuen: Das Team um Produkt-Vizepräsidentin Kristina Behr hat sich aus dem "guten" Alphabet-Regal bedient, um ein neues Audio-Feature zu implementieren. Prompting und "Call-in" zunächst nicht vorgesehen Die Funktion steckt in Docs, also Googles Word-Variante, und wird über die kommenden Wochen zunächst als Alpha ausgerollt. Einen speziellen Namen hat man bislang nicht gefunden: Das Workspace-Team nennt es "Audio". Nutzer, die das Feature bereits testen können, finden es im Bereich "Einfügen". Klickt man hier auf "Audio", kann man sich den Text entweder vorlesen lassen ("Dieses Tab anhören") oder eine Hörübersicht ("Audio Overview") erstellen. Dabei verwendet Google den gleichen Begriff wie in NotebookLM, wo die Podcasts ebenso diesen Namen tragen. Die "Hosts" sollen aber andere sein als bei NotebookLM – anhören konnten wir sie uns jedoch zunächst nicht, auch ein auf YouTube veröffentlichtes offizielles Demovideo ist verwirrenderweise tonlos. Wie bei NotebookLM bekannt, kann das Erstellen der Audio-Overviews einige Minuten dauern. Ein Prompting mit speziellen Befehlen – etwa auf was sich die Hosts konzentrieren sollen – ist zunächst nicht vorgesehen. (Das Feature wurde in NotebookLM von Prompt-Hackern bereits benutzt, die Podcasts in Sprachen abzufassen, die bislang nicht offiziell vorgesehen sind – mit unterschiedlich guten Ergebnissen.) Ebenfalls (noch?) nicht am Start ist die beeindruckende "Call-in"-Funktion aus NotebookLM, mit der man die "Hosts" jederzeit per Sprache unterbrechen kann. So kann man die KI-Personas dazu bringen, Fragen zu beantworten oder einen Themenbereich näher auszuführen – was ein durchaus beeindruckendes Feature darstellt, das zeigt, was Sprach-KI heute schon kann. Integriert ist in der Alpha anfangs nur ein "Refresh"-Knopf, um eine Hörübersicht erneut zu generieren, etwa wenn neue textliche Inhalte im Dokument hinzugekommen sind. Die NotebookLM-Podcasts bestehen stets aus dem Quellmaterial, das man dem System vorlegt. Docs in Workspace bedient sich allein aus dem Inhalt des aktuellen Dokuments. Doch auch das kann interessant sein: So gelingt es NotebookLM beispielsweise selbst, die Kreditkartenabrechnung des Nutzers spannend zu erzählen. Wie viel von dieser KI-Kreativität in Workspace ankommen wird, bleibt abzuwarten. Auch der Web-Anschluss von NotebookLM fehlt Docs. Weitere neue Workspace-Funktionen Anzeige Alphabets Cloud-Tochter Google Cloud, zu der Workspace gehört, kündigte auf der Hausmesse Cloud Next 25 in Las Vegas in diesem Monat auch weitere Neuerungen bei ihrem Büropaket an. Dazu gehören neue, "agentische" Workflows basierend auf Gems, die spezielle KI-Aufgaben erledigen sollen – etwa den Marketington eines Unternehmens treffen. In einer Demo wurde auch ein "Flow" demonstriert, bei dem eine eingehende Kundensupportanfrage automatisch nach Thema, Kernproblem und möglichen Lösungen sortiert und passenden Supportern vorgeschlagen wurde. Das soll sich dann "in einem Schritt" erledigen lassen. Eine weitere KI-Funktion in Docs ist "Help me refine", bei dem Gemini als "Schreibcoach" dient und Nutzern Vorschläge macht, wie sie ihre Texte verbessern können, "damit sie mit der Zeit ein effektiver Kommunikator werden", so Google Cloud. Auch das Feature kommt erst als Alpha und zunächst in Englisch. Schließlich gibt es einen neuen Analyse-Wizard für die Tabellenkalkulation Sheets, der mittels KI "wichtige Trends" in Zahlenmaterial erkennen soll, dass der Nutzer womöglich übersieht. Filmgenerator und neues "@gemini" für Chats Der Filmgenerator Vids, eingeführt im letzten Jahr, soll dank neuem Veo-2-Modell qualitativ bessere Videos erstellen)$. Google Meet wiederum bekommt eine Catch-up-Funktion: Statt nur Notizen mitzuschreiben, kann Gemini schnell zusammenfassen, was zuvor gesagt wurde – etwa, wenn man zu spät in einem Meeting aufläuft. Dabei soll es unterschiedliche Formate geben. Das Feature ist lobenswerterweise nicht als Alpha geplant, sondern soll – wohl zunächst auf Englisch – noch in diesem Quartal bei allen Workspace-Kunden landen. Die in Workspace integrierten Chats können zudem nun Gemini mitdiskutieren lassen: Dazu tippt man nur "@gemini" ein, um das Assistenzsystem anzusprechen. Die Funktion wird allerdings zunächst nur für Tester im Rahmen von Google Labs verfügbar gemacht. Nutzer in der Europäischen Union bekommen bereits jetzt neue "Data Residency"-Optionen. Sie können also festlegen, wo das KI-System Gemini im Rahmen von Workspace Daten vorhält. Das ist wichtig, wenn sich ein Unternehmen an die Bestimmungen der DSGVO halten möchte. Informationen zur Verwendung von Daten fürs Training fasst Google auf einer eigenen Seite zusammen, diese wurde zuletzt Ende März aktualisiert. (bsc)