Zuckererbse und Puffbohne, Grüne Melde und Storchschnabel – auf der Pflanzentauschbörse auf Schloss Homburg gab es am Samstag alles, was grünt und blüht, was den Garten bunter, schmackhafter und naturfreundlicher macht. Ungezählte Pflänzchen und Saatgut warteten darauf, den Besitzer zu wechseln und die Vielfalt eines Gartens zu erweitern. Das ist das Ziel, das die Biologische Station Oberberg (BSO), die bergische Gartenarche und ihre Partnerorganisationen verfolgen, wenn sie zur Pflanzentauschbörse einladen. Jacqueline Jahn von der BSO sagt: „Unsere Grundthemen sind alljährlich die heimischen Wildblumen und Gehölze, denn sie spielen eine zentrale Rolle, um die heimische Insektenvielfalt zu erhalten.“ Daher werde bei der Auswahl der Anbieter auch darauf geachtet, dass sich unter den angebotenen Pflanzen keine sogenannten Hybride befinden, also überzüchtete Einheitssorten. Jahn betont, wie wichtig es ist, die richtigen, nämlich angestammte Pflanzen, im Garten zu haben: „Der Großteil an Insekten ist auf spezielle heimische Pflanzenarten spezialisiert, und nur diese können ihnen als Nahrungsquelle dienen.“ Der Großteil an Insekten ist auf spezielle heimische Pflanzenarten spezialisiert, und nur diese können ihnen als Nahrungsquelle dienen. Jacqueline Jahn, Biologische Station Oberberg Um es den Besuchern auf die Sprünge zu helfen, verschenken die Mitarbeiter am Stand der BSO kleine Tütchen mit einer Auswahl heimischen Saatgutes. Unter dem Titel „Bergisches Blütenmee(h)r“ ist darin unter anderem Saat der Acker-Witwenblume enthalten. Corinna Lösche erklärt: „Die Acker-Witwenblume ist neben dem Teufelsabbiss die einzige Pflanze, von der sich die Larven der Knauzien-Sandbiene ernähren können.“ Gratis-Saatgut für Bergische Blüten In der Tüte ist Saatgut für eine Fläche von vier Quadratmetern, es kann entweder von April bis Mai oder August bis Oktober ausgesät werden. „Einfach auf die Erde streuen und leicht andrücken, das reicht schon“, sagt Lösche und merkt an: „Keimen werden die ersten Samen nach zwei bis drei Wochen, andere Arten brauchen ein paar Wochen länger oder keimen sogar erst im Folgejahr.“ Tierisch ging es beim Kreisverband des Naturschutzbundes zu, dort konnten die Besucher Nistkästen für Vögel und Quartiere für Fledermäuse erwerben. Am Stand der Kitzrettung Nümbrecht erfuhren Groß und Klein, wie die jungen Rehe mit Hilfe von Drohnen vor dem Mähdrescher gerettet werden können. Während am Stand neben der Biostation die Mitglieder des Bergischen Landfrauenverbandes fleißig Waffeln backen, deren Duft schon von weitem zu wahrzunehmen ist, bildet sich auch am Stand der Bergischen Gartenarche eine lange Schlange. Hier werden den Besuchern neben Saatgut althergebrachter Gemüsesorten auch Pflänzchen des Butterkohls angeboten. „Der Butterkohl ist eine regionale Sorte, die früher nach der Ernte der Erbsen gesät wurde und dann bis ins nächste Frühjahr hinein geerntet werden konnte“, berichtet Marianne Frielingsdorf. „Gerade während der Kriegsjahre ernährten sich die Menschen größtenteils von Butterkohl und Kartoffeln.“ Auf früheren Tauschbörsen seien Besucher auf sie zugekommen und hätten Interesse am Butterkohl bekundet, doch wurde die regionale Sorte nirgends mehr angepflanzt. Seit einigen Jahren aber nimmt sich Martina Steinbach dieser Sorte an, um die von ihr gezogenen Pflänzchen gegen eine Spende auf der Pflanzentauschbörse weiter zu reichen. Auch an den rund 50 anderen Ständen wechseln Pflanzen und Saaten den Besitzer, und so mancher Besucher geht mit mehr als einem prall gefüllten Eimer oder Korb zurück zum Auto. Und schon bald grünt und blüht in neuen Gärten eine bunte bergische Vielfalt.