Im „Heubethof“ (re.) sollen die Flüchtlinge untergebracht werden. Unten rechts ist das Dorf Gunzesried-Säge bei Blaichach im Allgäu Gunzesried-Säge (Oberallgäu) – Saftige Wiesen, ruhige Wanderwege und ein gigantischer Ausblick auf den Steinberg und Stuben. Doch hinter der Postkarten-Idylle von Blaichach-Gunzesried brodelt es gewaltig. Der Grund: Bis zu 45 Flüchtlinge sollen in dem 79 Seelen-Dorf untergebracht werden. Bürgermeister Christof Endreß (45, CSU) fordert einen anderen Unterbringungs-Ort für Geflüchtete Die Debatte ist hitzig. Bürgermeister von Blaichach-Gunzesried Christof Endreß (45, CSU) äußert sich klar: „Das Landratsamt hat so entschieden. Wir haben die Öffentlichkeit verständigt und uns damit intensiv beschäftigt. Der Ort ist dafür nicht geeignet. Die Integration fällt unter diesen Bedingungen schwer.“ Doch Endreß gibt nicht auf. Eine Petition mit 106 Unterschriften wurde beim Landtag eingereicht, um einen anderen Standort zu finden. Nicht viel los in Gunzesried-Säge liegt im Naturpark Nagelflukette Ein Bus fährt nur fünfmal am Tag „Nach Ostern fällt die Entscheidung. Bis dahin werden dort keine Flüchtlinge untergebracht“, erklärt Endreß. Gunzesried-Säge liegt fast vier Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Blaichach, mit Ärzten, Supermärkten und Schulen, ist über acht Kilometer weit weg. Ein Bus fährt nur fünfmal am Tag. Robby Lange vor seinem Sporthotel „Heubethof“ sagt: „Dieser Ort ist für Flüchtlinge sehr geeignet“ Integration machen nicht Einkaufsläden, sondern Menschen Die Unterkunft stellt Robby Lange (57) zur Verfügung. Er ist mentalcoach für Spitzensportler und Führungskräfte und betreibt seit 2007 das Sporthotel „Heubethof“. Ein Paradies für Kanu- und Kajak-Fans. Lange sagt: „Ich finde, dass dieser Ort für Flüchtlinge , die aus dem Krieg kommen, sehr geeignet ist. Der Heubethof ist immer schon eine Begegnungsstätte. Diese herrliche Natur lässt einen wieder herunterkommen. Sie wohnen hier, haben eine eigene Küche. Dort können sie kochen. Ich werde sie bei einer Versammlung kennenlernen. Sie benötigen eine neue Orientierung. Integration machen nicht Einkaufsläden, sondern Menschen,“ Die will ihnen der Mentalcoach , der schon Führungskräfte gecoacht hat, geben. Doch nicht alle sind begeistert. Nachbarin Martina Lohbihler (51) ist gegen die Asylunterkunft : „Unser Ort liegt am Arsch der Welt ohne Anbindung. Ohne Auto ist man hier aufgeschmissen. Sie dürfen nicht arbeiten und liegen dann den ganzen Tag in der Sonne rum. Bin gespannt, wie die rumänischen Arbeiter, die hier leben und hart arbeiten, darauf reagieren.“ Ziel sei es, Notunterkünfte zu vermeiden und bessere Lösungen zu schaffen Das Landratsamt hat bereits Mietverträge mit Lange abgeschlossen. „Noch immer ist die Unterbringungslage angespannt“, sagt Landrätin Indra Baier-Müller (FW) auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Viele Asylsuchende mussten monatelang in Zelten leben. Ziel sei es, Notunterkünfte zu vermeiden und bessere Lösungen zu schaffen. Baier-Müller setzt auf Dialog: „Solche Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen.“ Ob das im abgelegenen Gunzesried-Säge gelingt, bleibt offen.