Elbvertiefung: Der tägliche Newsletter aus Hamburg: Ein wichtiges Kapitel Hamburger Geschichte
Liebe Leserin, lieber Leser, manchmal würde ich gern auf Zeitreise gehen. Einmal durch das Hamburg von früher streifen und schauen, wie sich die Stadt damals so angefühlt hat. Im Jahr 1869 würde ich in dem großen Flussbad in der Außenalster schwimmen. 1905 würde ich mir Wilhelm Tell in der Schilleroper ansehen, die damals noch ein Theater war und kein Stahlgerippe. 1962 würde ich mir im Star-Club Autogramme von den Beatles holen und 1973 noch schnell durch Altenwerder spazieren, bevor das Dorf wegen der Erweiterung des Hafens geräumt und abgerissen wird. 1974 würde ich die neue Köhlbrandbrücke bejubeln ("Toll, die hält bestimmt 100 Jahre …!"), und 2001 würde ich allen erzählen, dass Innensenator Ronald Schill später mal bei Big Brother auftreten wird. Im Ernst, ich habe diesen Impuls ziemlich oft – nicht dass ich ständig der Vergangenheit nachhängen würde, aber der Gedanke daran, was in dieser Stadt alles passiert ist und wie viele Menschen hier ihre Spuren hinterließen, ist schon spannend. Und auch ein bisschen überwältigend, schwer greifbar. Wie gut, dass es die Geschichtswerkstätten gibt. Über Hamburg verteilt, gibt es insgesamt 21 dieser Stadtteilarchive, die von Ehrenamtlichen getragen werden und es sich zur Aufgabe gemacht haben, Geschichte zu erforschen und zu vermitteln. Sie sammeln historische Fotos und Dokumente, organisieren Stadtrundgänge, Vorträge und Ausstellungen, eine ist gerade in der Zentralbibliothek der Bücherhallen zu sehen: Es geht um Migrationsgeschichte(n) ab 1945 in Hamburg, darum, wie sehr zugewanderte Menschen die Stadt geprägt haben und wie es ihnen hier ergangen ist. Wieder ein spannendes Thema – inzwischen haben 40 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger Migrationsgeschichte, viele kamen schon im Rahmen der Anwerbeabkommen in den Sechzigern her. Es sind Menschen, die Straßen gebaut, Busse gelenkt, Autos repariert und Unternehmen gegründet haben. Für ihre Lebenswege hat sich die deutsche Öffentlichkeit trotzdem lange nicht so richtig interessiert. Es gibt bis heute keinen Ort, der an diesen Aspekt Hamburger Geschichte erinnert. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. Mai in den Bücherhallen zu sehen. Zehn der Geschichtswerkstätten haben darin mitgewirkt, ich finde, mit ihrer Recherche setzen sie ein wichtiges Zeichen. Vielleicht schauen Sie mal vorbei. © ZON Newsletter Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg Erfahren Sie aus der Redaktion der ZEIT, was in Hamburg wichtig ist – prägnant, persönlich und pointiert, jeden Werktag um 6 Uhr Registrieren Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement. Diese E-Mail-Adresse ist bereits registriert. Bitte geben Sie auf der folgenden Seite Ihr Passwort ein. Falls Sie nicht weitergeleitet werden, klicken Sie bitte hier . Ich träume mich jetzt ins Jahr 1994 – erstes Tocotronic-Konzert in der Roten Flora. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag! Ihre Annika Lasarzik Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an hamburg@zeit.de. WAS HEUTE WICHTIG IST © David Hammersen/dpa Damit der Elbstrand bei steigenden Besucherzahlen im Sommer sauber bleibt, hat die Stadtreinigung gestern ihren Strandfuhrpark in Betrieb genommen – bestehend aus zwei Treckern und einem "Beachcleaner". Das ist ein überdimensionales Sieb, mit dem die Stadtreinigung Zigaretten, Scherben und Unrat aus dem Sand sieben kann. Pünktlich zum Beginn der Sommersaison wird auch die Anzahl der Mülleimer am Elbstrand erhöht: Dann stehen dort 220 statt der üblichen 45 Mülleimer. SPD und Grüne haben sich in den Koalitionsverhandlungen auf weitere Punkte geeinigt. Nach Aussage von Bürgermeister Peter Tschentscher will die Koalition weiter an dem Ziel festhalten, 10.000 Baugenehmigungen im Jahr zu erteilen, außerdem soll das Schülerticket kostenlos bleiben und die Krankenhausreform umgesetzt werden. Einen Abschlusstermin für die Koalitionsverhandlungen nannte Tschentscher nicht, "wir sind fertig, wenn wir fertig sind". Die Lage der Hamburger Club- und Festivalbetreiber bleibt angespannt. Ein Drittel der Veranstalter sieht sich in seiner Existenz bedroht, fast jeder fünfte Club denkt ans Aufgeben. Das geht aus dem Club- & Festival-Monitoring des Clubkombinats für den Winter 2024/2025 hervor. Immerhin schwächt sich der Besucherrückgang in Hamburgs Musikclubs ab – von minus 13 Prozent im Februar 2024 auf aktuell minus 7,9 Prozent. Korrekturhinweis: In der Meldung zum klimaneutralen Umbau der Hamburger Wohnungen war von Gesamtkosten in Höhe von 40 Millionen Euro die Rede, richtig sind 40 Milliarden. In aller Kürze • Auf dem Gelände einer Recyclingfirma in Hamburg-Altona ist am Montag die Leiche eines bislang unbekannten Mannes entdeckt worden. Die Todesursache ist noch unklar, das Landeskriminalamt ermittelt • Laut dem neuesten Konjunkturbarometer der Handelskammer hat sich die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft in diesem Frühjahr weiter verschlechtert: 11,4 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer sehen eine "eher günstigere" und 31,9 Prozent eine "eher ungünstigere" Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten voraus – vor einem Jahr lagen die Werte bei 13 beziehungsweise 28,3 ProzentGeschäftslage in den kommenden zwölf Monaten voraus – vor einem Jahr lagen die Werte bei 13 beziehungsweise 28,3 Prozent THEMA DES TAGES © Helm AG "Sicher ist, dass die Menschen weiter konsumieren werden" Welche Effekte haben die Strafzölle der USA auf Unternehmen in Deutschland? Axel Viering, Vorstand der Chemiesparte bei der Hamburger Helm AG, sagt: nicht nur negative. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Interview von ZEIT:Hamburg-Redakteur Yannick Ramsel. Die Hamburger Helm AG beliefert die globale Chemie-, Agrar- und Energiestoffindustrie, unter anderem mit Düngemitteln oder Stoffen für die PET-Produktion. Ein Viertel ihres Handels tätigt sie in den USA. Axel Viering ist Vorstand der Chemiesparte des Unternehmens. ZEIT ONLINE: Herr Viering, wie ist die Stimmung bei Ihnen? Viering: Die Stimmung ist grundsätzlich gut. Das ist nicht die erste Situation mit Unwägbarkeiten. Krisen hat es auch in der Vergangenheit gegeben, den Ukrainekrieg, die Pandemie, den Arabischen Frühling, die Finanzkrise oder die Asienkrise. ZEIT ONLINE: Schon, aber Sie tätigen immerhin ein Viertel Ihrer Verkäufe in den USA, unter anderem durch Export. Viering: Das ist richtig. Aber noch ist nicht allzu viel geschehen. Die US-Regierung hat sich mit Zöllen positioniert. Jetzt warten wir, wie sich andere Länder positionieren, um das komplette Bild zu haben. ZEIT ONLINE: In Hamburg fährt man mit der S-Bahn zwischen Bahnhof und Hammerbrook an ihrem Hauptsitz vorbei, das rot-weiße Logo dürften viele kennen. Können Sie einmal erklären, was Sie machen? Viering: Wir sind ein Handelsunternehmen mit weltweit 2.000 Mitarbeitern. Wir haben eigene Dependancen in allen Regionen der Welt, in denen Chemikalien, Dünge- und Pflanzenschutzmittel produziert und verbraucht werden. In die USA exportieren wir hauptsächlich Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die wir vorher aus vielen Teilen der Welt, unter anderem aus Asien, Afrika, dem Mittleren Osten und Nordamerika, einkaufen. In den USA liegen entlang des Mississippi große landwirtschaftliche Nutzflächen. Dort, im Corn-Belt, werden in den USA die meisten Düngemittel verbraucht. Die stickstoff- oder kaliumbasierten Mittel bringen wir in fester, flüssiger oder gasförmiger Form per Schiff ins Land. Wir schlagen sie in unseren eigenen Terminals um und bringen sie dann mit dem Lkw oder mit Flussschiffen den Mississippi entlang zu den Kunden. Diese Produkte werden unter anderem für den Mais- und Weizenanbau verwendet. ZEIT ONLINE: Was hat sich seit der Wende in der US-Zollpolitik für Sie verändert? Viering: Vergleichsweise wenig. Alle Marktteilnehmer – Lieferanten, Verbraucher, Transportunternehmen und Händler – verschaffen sich gerade erst mal einen Überblick. Die Produkte werden gebraucht, sie müssen also weiterhin importiert werden. Perspektivisch kann man davon ausgehen, dass wir Einfuhrzölle, die über das bisherige Niveau gehen, an die Kunden weiterreichen müssen. Dann wird sich zeigen, was passiert. Welche Chancen Axel Viering in den sich möglicherweise verändernden Handelsströmen sieht, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE. Zum vollständigen Artikel DER SATZ © David Maupile für DIE ZEIT "Kann man die Schokotiere, die so viel Arbeit in der Herstellung machen, überhaupt guten Gewissens essen? Unbedingt, sagen die beiden Chocolatiers." Rechtzeitig in der Vorosterzeit hat ZEIT:Hamburg-Redakteurin Viola Diem edle Schokoladeneier und -hühner gefunden. Hergestellt werden sie in der Werkstatt von Léonie Mohnert und Corentin Féraud in Eppendorf - den ganzen Artikel lesen Sie hier. DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN In der kommenden Woche findet die 22. dokumentarfilmwoche hamburg statt. Das Festivalzentrum ist in der Frappant Galerie, Zeiseweg 9, hier ist der Treffpunkt und der Ort für Werkstattgespräche und Diskussionsrunden. Deutsche wie internationale Produktionen werden gezeigt, die meisten sind Hamburg- oder sogar Weltpremieren. Die Filmemacher sind anwesend, Diskussionen mit dem Publikum erwünscht. Das Programm und weitere Infos finden Sie hier. dokumentarfilmwoche hamburg, 22.-27.4. MEINE STADT Menschen beim Frühjahrsputz (City Nord) © Kai Uwe Schirm HAMBURGER SCHNACK In einem Neugrabener Fitnesscenter. "Was sagste zum HSV?" – "Hmmm. Wird schwierig diesmal mit dem Klassenerhalt." – "Häää?" – "Na ja, in den letzten sechs Jahren waren ihre Versuche, in der Zweiten Liga zu bleiben, ja immer erfolgreich. Manchmal erst auf den letzten Drücker. Aber diesmal könnte es sie erwischen: erste Liga." Gehört von Oliver Thomas Domzalski Das war die Elbvertiefung, der tägliche Hamburg-Newsletter der ZEIT. Wenn Sie möchten, dass er täglich um 6 Uhr in Ihrem Postfach landet, können Sie ihn hier kostenlos abonnieren.