Einmal alles bitte. Dieses Motto gilt nicht nur im Silicon Valley, dort jedoch scheinen die Konzerne besonders viel Interesse daran zu haben, möglichst breit aufgestellt zu sein. Übernahmen und Investitionen sind gang und gäbe. Dienste werden verknüpft – zum eigenen Vorteil. Unternehmen tun sich zusammen, um Finanzierungen zu wuppen. Dass OpenAI nun auch noch ein soziales Netzwerk aufbauen will, wundert da zunächst nicht. Erst auf den zweiten Blick irritiert der Schritt, geht es anderen Big-Tech-Unternehmen wegen ähnlichen Verhaltens doch gerade vor Gericht an den Kragen. Anzeige Lesen Sie auch Bericht: OpenAI baut eigenes Soziales Netz Meta droht die Abspaltung von WhatsApp und Instagram Meta hat WhatsApp und Instagram für viele Milliarden US-Dollar übernommen, als diese gerade im Begriff waren, groß zu werden. Die US-Handelsaufsicht (FTC) meint, man habe das gemacht, um Konkurrenz auszuschalten. Mark Zuckerberg selbst hat nachweislich gesagt, es sei besser zu kaufen, als Konkurrenz zuzulassen. Damit ist eigentlich klar, man kann Konkurrenz auf diesem Weg ausschalten, lässt sie sich denn übernehmen. Snap beispielsweise lehnte ein solches Angebot von Meta ab – ist allerdings auch nicht gleichermaßen groß geworden wie etwa Instagram. Groß machen und groß halten muss man die Zukäufe dann schon noch selbst. Darauf beruft sich Meta unter anderem. Bis wir wissen, was mit Meta passiert, dauert bis mindestens in den Sommer. Es droht die Abspaltung von WhatsApp und Instagram, um eine Monopolstellung konkret im Bereich Social Media mit besonderem Hinblick auf die Kommunikation zwischen Freunden und Familie zu unterbinden. Aber: Die US-Regierung hatte die Zukäufe damals erlaubt. Auch die EU-Kommission gab übrigens grünes Licht. Eine solche Entscheidung, Jahre später zurückzunehmen, hätte mindestens auch Signalwirkung: Achtung, keine Zusage ist endgültig. KI-Update abonnieren KI-Update abonnieren Werktägliches Update zu den wichtigsten KI-Entwicklungen, freitags immer mit Deep Dive.​ E-Mail-Adresse Jetzt anmelden Ausführliche Informationen zum Versandverfahren und zu Ihren Widerrufsmöglichkeiten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Google droht die Abspaltung von Chrome Anzeige Google wurde bereits richterlich bescheinigt, eine Monopolstellung innezuhaben. Problematisch ist hier besonders das Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung. Google hat sich selbst bevorzugt. Es geht etwa um die Voreinstellung der Suchmaschine auf diversen Smartphones, aber auch das gesamte Werbegeschäft und die Dominanz Googles in diesem ist Gegenstand des Verfahrens. Im Raum steht, ob Google zumindest das Geschäft rund um den Browser Chrome abspalten muss. Eine Analyse von Eva-Maria Weiß Eva-Maria Weiß ist Journalistin für Social Media, Browser, Messenger und allerlei Anwendungen im Internet. Seit ChatGPT ist KI in den Vordergrund gerückt. Googles Standbeine sind als Kern-Einnahmequelle die Werbung in der Suchmaschine, es gibt den Browser, Hardware mit den Smartphones und Tablets, das Android-Betriebssystem und KI-Produkte rund um Gemini. Alles ist grundsätzlich eigens aufgebaut, es hat keine so großen Übernahmen gegeben, wie bei Meta. Das Ergebnis ist jedoch hier und da die fragliche Monopolstellung. OpenAI will seine Marktmacht ausweiten Nun hat sich OpenAI innerhalb kürzester Zeit zu einem der großen Mitspieler gemausert. Das Geschäftsmodell basiert auf Investitionen, die Einnahmen reichen noch lange nicht. ChatGPT ist einer Analyse des US-Risikokapitalunternehmens Andreessen Horowitz zufolge der beliebteste und meistgenutzte KI-Dienst. Es gibt also Chancen auf künftige Einnahmen. Aber OpenAI baut nicht alleine darauf und versucht nicht einfach nur seinen starken Dienst auszubauen. Dabei hätte dieser ja schon das Potenzial, Googles Suchmaschinengeschäft anzugreifen. Satya Nadella, CEO von OpenAI-Großinvestor Microsoft, sagte etwa, man wolle Google tanzen sehen. Was macht OpenAI stattdessen – greift nach mehr. Jony Ive, ehemaliger Chefdesigner von Apple, ist an Bord. Man wolle gemeinsam Hardware entwickeln, die weniger nervt als das Smartphone. Dass darauf ChatGPT bevorzugt laufen wird, davon können wir wohl ausgehen. Alle KI-Anbieter haben bereits gesagt, KI werde in irgendeiner Form bisherige Betriebssysteme ablösen. Und nun will OpenAI also auch noch ein eigenes soziales Netzwerk aufbauen, in das die eigene KI integriert sein wird. Während der Ausgang der Verfahren bei Meta und Google noch unbekannt ist, ist aber schon klar , dass dieses Einmal-alles-bitte-Verhalten von der US-Regierung beziehungsweise von Behörden derzeit nicht goutiert wird. Auch die EU hat in Form von DSA und DMA versucht, Gesetze zu schaffen, die einer zu konzentrierten Marktmacht entgegenstehen und Wettbewerb fördern sollen. Die "guten alten Marktmacht"-Zeiten scheinen daher eigentlich gezählt. Und dabei muss Google noch nicht tanzen und Meta hat bereits 700 Millionen Menschen Meta AI in den eigenen Diensten ausgeliefert. Beide Unternehmen haben keine finanziellen Sorgen – anders als OpenAI. (emw)