BVB erlöst, Schiri schweigt: Hoffenheimer schäumen nach "Skandal"-Entscheidung vor Wut

Borussia Dortmund kämpft verbissen um die Qualifikation für die Champions League. In Hoffenheim drehen die Schwarzgelben ein verrücktes Spiel spät in der Nachspielzeit. Um den Siegtreffer gibt es reichlich Diskussionen. Die Gastgeber wittern einen "Skandal". Oliver Baumann versuchte noch irgendwie zurück ins Tor zu kommen. Aber der DFB-Keeper in Diensten der TSG Hoffenheim schaffte es nicht mehr rechtzeitig. Nationalmannschaftskollege Waldemar Anton hatte getroffen und Borussia Dortmund in Sinsheim zum Sieg geschossen. In der 95. Minute. Baumann sank, augenscheinlich schwer benommen, auf den Boden. Er blieb liegen und war gezeichnet. Von einem heftigen Zusammenprall unmittelbar zuvor mit BVB-Offensivspieler Carney Chukwuemeka. An der anderen Seite des Strafraums. Der BVB jubelte, die Spieler rannten in die Kurve zu den Fans. Sie wussten, dieser Sieg, dieses 3:2 kann am Ende der Saison noch Gold wert sein. Denn das Erreichen der Champions League ist nun wieder ein sehr realistisches Szenario für den BVB. Zumal am Abend Konkurrent RB Leipzig bei Eintracht Frankfurt überrollt wurde. Zweimal hatten die Dortmunder an diesem Samstagnachmittag den Ausgleich hinnehmen müssen. Das 2:2 fiel gar erst in der 91. Minute. Der Königsklassen-Traum der Borussen schien plötzlich in ganz weite Ferne zu rücken. Doch dann kam Anton, dann kam die Szene, die die Gemüter mächtig erhitzte. Auch weit über den Schlusspfiff hinaus. "Chukwuemeka trifft nicht den Ball, irre" Die Hoffenheimer, im Abstiegskampf nun wieder unter Druck (auf den Relegationsplatz beträgt der Vorsprung fünf Punkte), waren danach fassungslos, dass Schiedsrichter Benjamin Brand den Treffer zum 3:2 gab. Ohne die Videobilder selbst noch einmal zu bemühen. "Das ist eine Skandal-Entscheidung", wütete TSG-Trainer Christian Ilzer bei Sky. "Es gibt die Thematik mit den Kopfverletzungen schon lange. Man sieht das gezeichnete Gesicht von Oliver. Chukwuemeka trifft nicht den Ball, irre. Baumann ist komplett Knockout. Dass er (Schiedsrichter Brand, Anmerk. d. Red.) sich das nicht selbst anschaut, ist absurd." Vom Videoassistenten Robert Schröder kam kein Hinweis, dass sich der Referee die Szene selbst nochmal anschauen soll. Dies sei "schade", sagte Anton Stach. Brand sah sich die Szene nicht am Bildschirm an und äußerte sich im Stadion später auch nicht dazu. Bei der Bewertung der Szene herrschte zwischen den Trainer reichlich Uneinigkeit. "Eine sehr enge Szene. Wenn Olli Baumann als Erster am Ball ist, ist es sicher Foul. Ich habe aber gesehen, dass Carney eine Spur eher am Ball war", erklärte BVB-Coach Niko Kovac: "Das bedeutet für mich, dass es regelkonform ist." Aber er "verstehe die Verärgerung der Hoffenheimer". Die Hoffenheimer hatten sich die umstrittene Szene "sehr oft angeschaut. Wir haben die Zeitlupe nicht gefunden, wo Chukwuemeka vor Olli am Ball war", hielt Ilzer dagegen: "Olli war vorher am Ball, kriegt das Knie gegen den Kopf und geht K.o. Er sieht im Schleierblick, wie der Ball ins leere Tor rollt." Daher sei es für ihn ein "absolut irreguläres Tor". Die beiden Trainer sprachen nach der Presserunde noch kurz unter vier Augen miteinander, wurden sich aber offensichtlich nicht einig. "Wenn der Schiri das abpfeift, müssen wir das akzeptieren" "Es geht ja nicht nur für Borussia Dortmund um die Champions League, sondern für uns um den Klassenerhalt. Das ist existenziell für den Verein", sagte der immer noch aufgewühlte Ilzer. Der Kapitän des BVB sah dagegen, dass seine Mannschaft durchaus im Glück war: "Wenn der Schiri das abpfeift, müssen wir das akzeptieren", sagte Emre Can. Es sei "hart, das laufen zu lassen". In der ganzen Erregung ging völlig unter, wie es Baumann eigentlich geht. Zwar konnte der 34-Jährige das Spiel zu Ende spielen, aber er müsse nun nochmal gründlicher untersucht werden, hieß es. "Er hat eine sehr großflächige Schramme am Kopf", sagte Ilzer. Für Aufsehen sorgte auch eine erneute Schmähung des TSG-Mäzens Dietmar Hopp. Für ein paar Minuten hing im Gästeblock ein Transparent mit der Aufschrift "Alles Gute, du Hurensohn!". Hopp, der am Samstag 85 Jahre alt wurde, war wie vom Verein angekündigt nicht in der Arena. Die BVB-Fans und Hopp verbindet eine jahrelange Feindschaft. Bei Spielen gegen Dortmund eskalierte es mehrfach, unter anderem durch ein Fadenkreuz-Plakat von BVB-Anhängern mit dem Konterfei Hopps im Stadion.