US-Zölle: Globale PC-Verkäufe legen zu

Die weltweiten PC-Auslieferungen sind im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent auf 61,4 Millionen Geräte gestiegen. Das geht aus den vorläufigen Daten hervor, die das globale Technik-Marktforschungsunternehmen Counterpoint Research am Dienstag veröffentlichte. Anzeige Laut Counterpoint wurde das Wachstum hauptsächlich von PC-Herstellern angetrieben, die ihre Lieferungen im Vorfeld der erwarteten US-Zölle beschleunigten, sowie von der zunehmenden Akzeptanz KI-fähiger PCs vor dem Hintergrund des Endes der Unterstützung für Windows 10. Vor wenigen Monaten klang das noch anders. Windows-10-Ende und KI beflügeln PC-Verkäufe nicht, lautete die Einschätzung im Januar im Rückblick auf das Jahr 2024. Der Anstieg im ersten Quartal könnte jedoch von kurzer Dauer sein, vermutet Counterpoint. Die Marktforscher erwarten, dass die Auswirkungen der US-Zölle die Wachstumsdynamik im Jahr 2025 auch für den PC-Markt dämpfen werden. Apple und Lenovo stechen heraus Zu einem guten Teil verantwortlich für das fast 7-prozentige Plus bei den PC-Verkäufen im ersten Quartal sind Apple und Lenovo. Der US-Konzern Apple verzeichnete ein Plus bei den Auslieferungen von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, angetrieben durch seine KI-fähige MacBook-Serie mit M4-Prozessor. Die PC-Lieferungen des chinesischen Herstellers Lenovo legten elf Prozent zu. Laut Counterpoint spiegelt sich darin die Diversifizierung der Lenovo-Produktpalette und deren Ausweitung auf KI-fähige PCs wider. Lenovo blieb demnach im ersten Quartal dieses Jahres mit 25 Prozent die Marke mit dem größten Marktanteil, gefolgt von den US-Herstellern Hewlett-Packard (HP) und Dell. Diese generierten ein Wachstum von sechs respektive vier Prozent gegenüber dem Vorjahr und profitierten dabei wohl vor allem von Zugewinnen auf dem US-Markt. Das trifft laut Counterpoint auch auf andere große Marken zu, die angesichts der wachsenden Zollungewissheit ihre Marktanteile ebenfalls konsolidieren konnten. "In Zukunft wird die Wettbewerbsdynamik von der Fähigkeit der Hersteller geprägt sein, ihre Lieferketten und Produktionsstandorte zu diversifizieren und sich zu positionieren, um die besten KI-PC-Erfahrungen anzubieten, indem sie wichtige Ökosystempartnerschaften eingehen, von Silizium über Software bis hin zu Modellanbietern", schätzt Counterpoint-Analyst William Li. Zollrisiken und andere Herausforderungen Angesichts des Handelskriegs der US-Regierung Donald Trumps gegen China und der damit verbundenen Zollrisiken steht die PC-Branche laut Counterpoint vor erheblichen Herausforderungen. Nicht zuletzt, weil der Schwerpunkt der weltweiten PC-Herstellung nach wie vor in China liegt. Die US-Zollpolitik habe die PC-Branche verunsichert. Die Hersteller seien mit steigenden Kosten und einem möglichen Rückgang von Angebot und Nachfrage konfrontiert. Zwar hat Washington vorübergehende Zoll-Ausnahmeregelungen für bestimmte elektronische Gebrauchsgegenstände verfügt, darunter Laptops und Smartphones, und damit für vorübergehende Entlastung gesorgt. Aber die Unsicherheit bleibt bestehen. Die erwarteten US-Zölle auf Halbleiter und andere Technikprodukte "drohen (…) die Lieferketten zu unterbrechen und die Nachfrage und Investitionen in KI-Infrastruktur und -Geräte zu dämpfen", heißt es in dem Bericht. Anzeige Eher trübe Aussichten Die Marktforscher gehen daher davon aus, dass Laptop-Hersteller die Verlagerung der Produktion von China in andere Länder wie Vietnam, Indien und Mexiko weiter vorantreiben werden, auch wenn die genannten Länder ebenfalls mit unterschiedlich hohen US-Zöllen konfrontiert sind. Oberste Priorität für PC-Anbieter werde sein, "die Herstellung aller für den US-Markt bestimmten Produkte auf Fertigungslinien außerhalb Chinas zu verlagern", so die Einschätzung. Der Ausblick fällt daher alles andere als rosig aus. "Hohe Zölle oder tarifpolitische Unsicherheiten werden Verbraucher oder Unternehmen wahrscheinlich davon abhalten, neue Geräte mit zusätzlichen Kosten zu kaufen, was wiederum das Wachstum und eine Zunahme der Durchdringung bremsen wird", so der stellvertretende Counterpoint-Direktor, David Naranjo. "Die anhaltende globale wirtschaftliche Unsicherheit wird auch ein Abwärtsrisiko für unsere Prognose mittleren einstelligen Wachstums des PC-Marktes im Jahr 2025 darstellen." (akn)