„Die knallt da runter“: Dieter Bohlen geschockt von „Supertalent“-Sturz im Finale Von: Jürgen Winzer Drucken Teilen Das Supertalent - Schrecksekunden für Dieter Bohlen und Ekaterina Leonova gab es beim Finale von "Das Supertalent" (RTL) gleich mehrfach. © RTL „Was für eine Show!“ Moderator Jens „Knossi“ Knossalla war so richtig happy. Ja, „Das Supertalent“ (RTL) ist vorbei. In einem spektakulären Finale wurde ein glücklicher Sieger gekürt. Die denkwürdigsten Momente gab's aber ungewollt - darunter eine Schrecksekunde für Dieter Bohlen. Ein 16-Jähriger ist das „Supertalent 2025“. Jayden Swingewood hat nicht nur den Namen, der wie ein Star klingt, sondern er singt auch so. Gefühlvoll, gigantisch. „Präzise abgeliefert, jeden Ton genau getroffen“, attestierte Dieter Bohlen, und wenn sich einer mit Stimmen auskennt, dann ja wohl der Pop-Titan. Der trat auch selbst auf, allerdings Playback. Das Publikum tobte. Das hatten das Teenie-Talent und der mittlerweile 71-jährige Pop-Zampano gemeinsam. „Das Supertalent“ - Der norwegische Clown und „Sicherheitsfanatiker“ Viggo Venn wurde von Dieter per Gold-Buzzer direkt ins Finale gedrückt. © RTL / Stefan Gregorowius Jayden Swingewood war der Beste unter zehn Finalisten der 16. Staffel der Talentschmiede-Show. Die zehn Finalisten setzten sich aus fünf Talenten zusammen, die die Juroren während der drei Casting-Shows per goldenem Buzzer direkt ins Finale befördert hatten. Auch die anderen fünf wählte die Jury aus - ohne jegliche weitere Erklärung. Den Sieger kürte dann aber das Publikum. Nicht aber per Telefon-Live-Voting, denn die Shows waren ja aufgezeichnet, sondern per Handy-Voting im großen Saal der MMC Studios in Köln. „Die Begleitpersonen der Finalisten“, waren, so Moderator Knossi, ausgeschlossen. „Die Handys wurden bereits abgenommen.“ Da stellte sich angesichts der teilweise starken „Fanclub“-Präsenz auf den Rängen die Frage: Wie viele Zuschauer haben dann letztlich über die Vergabe des Preisgeldes von 50.000 Euro entschieden? „Das Supertalent“: Spektakuläre Künstler, unspektakuläre Quoten Früher war alles besser, sagen viele. Das könnte auch das Format „Das Supertalent“ stöhnen. Die Quoten, zum Beispiel. Staffel 4, im Jahr 2010, zog im Schnitt pro Folge 7,93 Millionen Zuschauer vor die Schirme. Und damals waren es 15 Episoden, drei Halbfinalshows und die Zuschauer entschieden in Halbfinale und Finale über die Sieger - weil es Live-Shows waren. Das alles ist Schnee von gestern. „Das Supertalent“ wurde über die Jahre immer mehr abgespeckt - und das gilt auch für die Quoten. Zuletzt (bei der dritten „Casting-Show“) schauten nur 1,6 Millionen Zuschauer zu. Darunter lag nur der Staffelschnitt von 2021 (1,44 Millionen Zuschauer). An den Künstlern, die ihr Talent zur Schau stellen, liegt es nicht. Die sind allesamt zu würdigen und spitze, teilweise sogar nachgewiesenermaßen internationale Spitze - wie frühere Auftritte mancher „Supertalente“ des Jahrgangs 2025 in anderen Talentshows in Europa oder Amerika beweisen. Der „Safety“-Clown Viggo Venn war schon in England Sieger, Kunstpfeifer Avio Focolari begeisterte 2024 in Italien, Quick Change-Künstlerin Solange Kardinaly verblüffte im letzten Jahr Heidi Klum bei „America's Got Talent“. Das Neue ist halt immer schwieriger zu finden. Victoria Swarovski beordert Dieter Bohlen und Ekaterina Leonova in die „Löffelchenstellung“ Die drei genannten „Profis“ schafften es diesmal nicht unter die letzten drei. Das galt auch für die engagierten Lucky Kids, den Kinderchor der Rheinischen Musikschule in Köln. Ebenfalls nicht auf dem Treppchen: der fantastische Tänzer Alexander Leshchenko, der mithilfe digitaler Effekte in die Welt eines ukrainischen Märchens entführte und mit der Botschaft „Man muss kämpfen, um Freiheit zu erlangen“ ein bisschen Politik ins Coloneum hauchte. Anja Luna, die wahrscheinlich musikalischste Luftakrobatin der Welt, die wörtlich in hohen Sphären schwebt und dann noch - auch kopfüber - Harfe spielt. Auch Max Bijak, der 14-jährige Teufelskerl auf dem Scooter, landete nicht in den Medaillenrängen. Und das, obwohl er nicht nur noch riskantere Sprünge und waghalsigere Salti zeigte, sondern auch seinen Jump-Rekord verbesserte. Diesmal sprang er - per Salto - über sieben auf dem Boden liegende Menschen. Da gab's ordentlich Gedränge: Die Juroren Dieter Bohlen und Tony Bauer lieferten sich ein Wettrennen darum, wer an der vermeintlich risikoärmsten Position eins - direkt an der Absprungrampe - liegen durfte. Bohlen gewann. Tony: „Ich mach die vier, ich hab die geringste Gage ...“ Ekaterina Leonova kam neben Dieter zu liegen. Weil's ja aber riskant war, mahnte Moderatorin Victoria Swarovski zum kuscheligen Zusammenrücken: „Dieter, du musst mit Ekaterina Löffelchen machen.“ Da guckte der Dieter kurz verdutzt. Der Stunt ging gut aus. Ekat war begeistert über „zwei Highlights“: die Löffelchenstellung mit Dieter und die „ganz besondere Show“ von Max. Österreichs David Copperfield: „Fab Fox“ zaubert sich auf Rang zwei Die Platzierungen der Künstler zehn bis vier wurden in der Show nicht verkündet, die Prozentangaben gibt's vermutlich demnächst bei Wikipedia. Unter den letzten Drei standen dann neben Jayden, dem neuen „Justin Bieber aus Duisburg“, der österreichische Zauberer Fabian „Fab Fox“ Blochberger und die Extremballerina Ashlee Rose Montague aus Amerika. Talente-Neuling war da aber auch nur Jayden. „Fab Fox“ zieht mit „Österreichs größter Zaubershow“ im September durch die großen Hallen des Nachbarlandes. Und Ashlee lief auch schon bei „America's Got Talent“ auf Zehenspitzen über Flaschenhälse - 2024 allerdings „nur“ bis ins Halbfinale. Und die drei lieferten - wie alle anderen auch - eine tolle Show, jeder auf seine Art und Weise. „Fab Fox“ gaukelte Publikum und Jury vor, er könne durch die Zeit reisen. Wie er es aber schaffte, ganz aktuell (und beliebig) ausgewählte Gegenstände verschwinden und dann bei Bruce Darnell unter dem Jurypult wieder auftauchen zu lassen? Das machte alle sprachlos und Tony kirre: „Nein, das geht gar nicht. Komm, hör auf zu lügen“, meinte er. Dieter verzweifelt auch: „Ich versteh's nicht, das macht mich fertig.“ Knossi versuchte sich als Wahrsager: „Las Vegas! Ich seh's kommen.“ Durchaus möglich. Fab Fox bescherte wahrlich magische Momente. Sturz der Extremballerina! Dieter Bohlen ist entsetzt Ashlee ist 43 und seit langem im Artistengeschäft. Sie entstammt der Talentschmiede des Cirque du Soleil, hat es (mit ihrem Ehemann Richard) schon auf ein paar Weltrekorde gebracht. Ihr Spaziergang über insgesamt zehn Flaschenhälse war wirklich fantastisch, dazwischen - sie ist auch Luftakrobatin - baumelte sie noch am Feuer sprühenden Reifen. Hammer-Performance. Aber den Vogel schoss sie ab, als sie am Ende des Spaziergangs strauchelt und vom Podium fiel - anderthalb Meter hinab. Da hüpfte Dieters Herz so stark, dass es ihn zu Tode erschrocken aus dem Sessel hob. Aber: alles nur (tolle) Show. Da lag eine Matratze unter Ashlee. Dieter hatte es nicht gesehen, zu gebannt schaute er zu. „Wahnsinn. Ich dachte echt, die knallt da runter.“ Am Ende wurde Ashlee Dritte, Fab Fox zauberte sich auf Rang zwei. Und Applaus, Goldflitter-Regen, „Supertalent“-Pokal und 50.000 Euro gehörten Jayden Swingewood. Durchaus verdient. Und gar nicht unclever, sich die Mühle von DSDS zu ersparen und hier durchzustarten. Warum sich Casting, Re-Call, Re-Re-Call, Auslandsrecall und Liveshow antun, wenn's auch mit zwei guten Auftritten geht? Möglich, dass es Dieter in den Produzentenfingerchen kribbelte, als er den Youngster wie einen Routinier schmachten sah und hörte. „Brother Louie“: Dieter Bohlen bringt die Halle zum Beben Apropos Routine. Dieter Bohlen, der Pop-Titan, oder wie Victoria meinte, „der erfolgreichste Musiker und Komponist der europäischen Musikgeschichte“, spulte seinen „Brother Louie“-Auftritt aus der Konserve mit breitem Grinsen, Schulterzuck-Choreo und angedeuteter Bohlen-Faust gut gelaunt ab. „Die Halle bebt“, jubelte Victoria. Er hat's noch drauf, der Dieter. Die Jury funktionierte gut, Tony glänzte als einziger Neuzugang mit flapsigen Sprüchen und herzigem Gemüt, Ekat mit Charme und vor Emotionen sprühenden Augen und Bruce mit seiner einzigeartigen Mischung aus Contenance, Klasse und Emotion. Victoria und Knossi sprühten vor Begeisterung und Euphorie. „Was ne Show!“, „Tolle Show!“, „Wunderbare Show!“ Früher gab's Claqueure, die auf Bestellung klatschten, heute gibt's Moderatoren. Und die Siegprämie von 50.000 Euro wird auch nicht mehr, wenn man sie in den letzten laaaaangen Minuten der Urteilsverkündung zehnmal wiederholt. Und: Früher waren's 100.000 Euro. War halt besser. Damals. (Dieser Artikel entstand in Kooperation mit teleschau.)